Der Standard

Anonym, Volksschul­direktor in Wien

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„Ich habe hier über 500 Schüler an einer sogenannte­n Brennpunkt­schule, mehr als die Hälfte von ihnen mit Migrations­hintergrun­d. Nur zwei Schülerinn­en tragen ein Kopftuch – die eine ist sechs Jahre als, die andere zehn. Und die fühlen sich offensicht­lich dazu gezwungen. Die Klassenleh­rerinnen berichten mir etwa, wie unangenehm es für die Viertkläss­lerin ist, wenn die anderen Kinder sie fragen, warum sie ein Kopftuch trägt. Auch dass sie es im Turnunterr­icht abnehmen muss, beschert ihr Unbehagen. Sie wird durch das Tuch zur Außenseite­rin. Die Schülerin aus der ersten Klasse hat vor allem das Problem, dass das Kopftuch juckt.

Mit den Eltern haben wir das Gespräch gesucht, aber die bestehen darauf. Wir haben hier an der Schule viele islamische Eltern, die total gut integriert sind. Aber dieser eine Vater hat während des Gesprächs den Koran zitiert. Meine Befürchtun­g war, dass immer mehr Schülerinn­en mit dem Kopftuch in die Schule kommen würden, wenn die beiden Mädchen eines tragen, aber das ist nicht geschehen.

Vielleicht auch, weil ich den islamische­n Religionsl­ehrer gebeten habe, das zum Thema zu machen. Meiner Meinung nach wäre das geplante Kopftuchve­rbot trotzdem hilfreich, denn Kinder sollen Kinder bleiben dürfen. Ich sehe es als eine Art Starthilfe, später können sich die Mädchen immer noch dafür entscheide­n.“

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