Ende einer Ära
Wenn sich TV-Formante ihren fernen Verwandten widmen, beschenken sie die Öffentlichkeit – gerne auch boshaft – mit dokumentarischen Schätzen. Es begab sich etwa, dass Willkommen Österreich – in einer Art Nachruf – Bingo- Szenen aus dem Archiv zog. Bingo ist ein Rateformat, das mit Jahresende auslaufen wird, bis dahin aber offenbar auch tollkühne Zeitgenossen einlädt. Auf Basis ihres Wissens lukrieren selbige manch schönen Gewinn.
Dabei geht es fordernd wie fördernd zu: „Jetzt hätt i gern von Ihnen einen Spruch von der Tante Jolesch – fallt Ihnen einer ein?“, wirft die Moderatorin einer Kandidatin zu. Sie erkennt jedoch am beredten Schweigen, dass ihre Hilfe unerlässlich ist, und spricht mit gütigen Pausen zwischen den Worten: „Was a Mann schöner ist wie a Aff – des is a ...?“Die Kandidatin zögert. Dann aber eine Antwort im Brustton der Überzeugung: „... a Krippl!“Wie es weiterging, wurde bei Stermann und Grissemann nicht erhellt; es folgten weitere schöne Beispiele.
Vermutung: Im Sinne des öffentlich-rechtlichen Auftrags wurde der obigen Kandidatin Friedrich Torbergs Spruch, der mit „a Luxus“endet, nicht vorenthalten. Ebenso werden Bingo- Teilnehmer, die Arik Brauer für einen Physiker gehalten haben, von seiner wahren Berufung unterrichtet worden sein.
In Willkommen Österreich lachte man herzhaft. Zu Recht. Lachen kann selten falsch sein. Bingos Ende ist aber auch traurig. Menschen verlassen die Sendung bereichert auf Flügeln der Bildung. Damit ist nächstes Jahr Schluss.
Zur Hölle damit, das neue Format, bei dem Kandidaten ihr Wissen präsentieren, muss erst beweisen, ein würdiger BingoNachfolger zu sein. pderStandard. at/TV-Tagebuch