Ein Prosit auf den Bohnenkönig
Ob Karneval, Jahrmarkt oder Hochzeit: Feste waren ein Motiv, bei dem Künstler ihr Können in mehreren Genres bewiesen, wie Beispiele aus dem aktuellen Altmeister-Angebot im Dorotheum belegen.
Wien – In der Bauernstube geht es hoch her. Zur Musik eines Dudelsackbläsers werden Bierhumpen gehoben und am Feuer Waffeln gebacken, während ein Paar zur Tür hereintanzt. Es ist Fastnacht, jene Zeit für Feste und Ausschweifungen, die bis Aschermittwoch die karge Winterzeit versüßt. Mit seinem Ölbild Der König trinkt hat Pieter Brueghel d. J. eine Szene voller Humor geschaffen, die auf einem älteren Original von Marten van Cleve basieren dürfte. Das heitere Treiben gilt als Highlight der Altmeister-Auktion im Dorotheum.
Als die Wahl des Bohnenkönigs nannte man seit dem Spätmittelalter den Brauch, am Dreikönigstag durch eine Bohne im Kuchen einen Regenten zu bestimmen. Ein solcher Bauernmonarch bildet das Blickzentrum des Gemäldes, in dem alles in Aufruhr ist. Der Künstler lässt uns in den belebten Raum wie in einen Guckkasten blicken, vor der Tür ist es tief verschneit. Mit aufgerissenen Augen und offenen Mündern staunt das Völkchen über die Ankunft der Figuren Karneval und Fasten, die nicht im Widerstreit, sondern Hand in Hand auftreten.
Wenig bekannt ist, dass ein iberischer Brauch einst auch in Venedig beliebt war: Zu einem Stierkampf auf dem Markusplatz führt die herrlich luftige Karnevalsszene, die Sebastiaen Vrancx um 1605 auf Holz verewigte. Es handelt sich um eine frühe Darstellung des Faschingstreibens, das als Genre bei den Niederländern im 17. Jahrhundert beliebt wurde.
Vrancx nahm für sein Bild Figuren und Szenen der Commedia dell’arte zum Vorbild: Links flanieren die Masken Pantalone und Zanni, daneben geben Komödianten und Akrobaten ihr Können zum Besten. Die Anziehungskraft von Venedigs Karnevals unter Aristokraten belegen die Edelleute, bei denen es sich um Ferdinand II. von Tirol und seinen Neffen Prinz Ferdinand von Bayern samt Entourage handeln könnte.
Eine detailverliebte Massenszene stellt auch das Ölgemälde Kirchweihfest des heiligen Georg von David Vinckboons dar. Das Querformat bietet ein Panorama aus der Vogelperspektive und besticht durch seine harmonische Komposition. Die pastellfarbene Dorfansicht gibt dem Auge unendlich viel zu tun: Da finden Prozessionen statt ebenso wie Tänze und Rangeleien, feine Leute unternehmen eine Bootsfahrt, und Händler preisen ihre Waren an. In all dem Trubel findet der Künstler aber auch Platz für Rückzugsmomente und setzt ein altes Paar in den Schatten eines Baumes.
Die wichtigste Feier im Leben stellte lange Zeit das Hochzeitsfest dar. Zu den aktuellen Losen zählt ein Tafelbild, das einst eine Brauttruhe schmückte. Solche Behältnisse für die Aussteuer waren in Italien ab dem 14. Jahrhundert gebräuchlich. Die 126 Zentimeter breite Tafel wurde von dem anonymen Meister des Karl III. von Durazzo mit drei Szenen aus der Geschichte der Lucrezia geschmückt. Die Verzierungen in Gold und Silber sind ungewöhnlich gut erhalten und verweisen auf die hohe Stellung der Braut.