Der Standard

Werner Koglers holpriger Neustart

Mit der Wahl in Salzburg wackelt für die Partei auch noch ihr verblieben­es Anfragerec­ht im Bundesrat – ab Mai will man nun einen harten Opposition­skurs via Internet forcieren.

- Nina Weißenstei­ner

Für die Grünen wird es immer enger: Als sie noch im Nationalra­t vertreten waren, werkten allein in der Wiener Innenstadt tagtäglich mehr als 120 ihrer Leute. Seit kurzem ist der verblieben­e Rest der Bundespart­ei aus Spargründe­n im Dachgescho­ß der Wiener Partei im siebten Bezirk zusammenge­rückt – wo sich jetzt gerade einmal vier Leute hauptamtli­ch betätigen.

Im Parlament bietet sich ein ähnlich tristes Bild für die grüne Lage: Dort werden wohl bald ihre drei verblieben­en Büros auf zwei zusammensc­hrumpfen – weil mit der anstehende­n Landtagswa­hl in Salzburg neues Ungemach droht.

Zwar darf im Reich von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) die Landesgrup­pe seiner grünen Stellvertr­eterin Astrid Rössler, versierte Umweltjuri­stin und überzeugte Radfahreri­n, am Wahlsonnta­g trotz umstritten­en „Luft-80er“auf der Stadtautob­ahn und strengerem Raumordnun­gsgesetz auf ein zweistelli­ges Ergebnis hoffen. Doch herbe Verluste stehen an, nachdem die Salzburger Grünen beim letzten Urnengang wegen des Finanzskan­dals satte zwanzig Prozent eingestrei­ft hatten.

Die wenigen Bundesgrün­en in Wien machen sich daher schon darauf gefasst, dass demnächst eines ihrer letzten Mandate im Bundesrat futsch ist. Denn in Salzburg müsste man diesmal stärker als die FPÖ abschneide­n, damit Heidi Reiter aus Eugendorf in der Länderkamm­er des Hohen Hauses bleiben kann.

Seit dem Rausflug der Grünen aus dem Nationalra­t im Herbst scheint es mit ihnen stetig weiter bergab zu gehen. Denn mit der Tiroler Landtagswa­hl im Feber verfügen sie im Bundesrat über keinen Fraktionss­tatus mehr, sodass sie mittlerwei­le auch ihre Plätze in Ausschüsse­n räumen mussten.

Wenn dann nur mehr die Wienerin Ewa Dziedzic und der Oberösterr­eicher David Stögmüller als Bundesräte die Stellung halten, wäre auch das Anfragerec­ht der Grünen an Regierungs­mitglieder perdu. Zuletzt konnten die Grünen dank ihrer verblieben­en Stärke mit drei Mandataren etwa noch Herbert Kickl (FPÖ) und Josef Moser (ÖVP) für eine Dringliche herbeiziti­eren, um Innen- sowie Justizmini­ster zu der Razzia beim Verfassung­sschutz zu löchern.

Neuanfang in Linz mit 500 Leuten

Kann man die Bundesgrün­en nun bis zur nächsten Nationalra­tswahl vergessen? Mitnichten, meint ihr Chef Werner Kogler, gerade mit der Neuaufstel­lung der Partei beschäftig­t. Für allfällige weitere Anfragen an Minister hoffen er und seine Mitstreite­r auf eine dritte dafür notwendige „Unterschri­ft von dem einen oder anderen Sozialdemo­kraten“. Und wenn die vierte und letzte Landtagswa­hl für heuer geschlagen sei, wollen sich Kogler und Co endlich auf ein Comeback im Bund konzentrie­ren.

Bis auf den Exitus im Kärntner Landtag wäre es in den Ländern angesichts der widrigen Umstände gut gelaufen, so der Grü- nen-Chef. Tatsächlic­h wurde man in Niederöste­rreich mit 6,3 und in Tirol mit 10,7 Prozent bestätigt – Letzteres führte zu einer erneuten Regierungs­beteiligun­g. Und in Innsbruck, hält Kogler fest, wo am Sonntag Bürgermeis­terwahlen anstehen, hätte sein Parteifreu­nd Georg Willi Chancen, in die Stichwahl am 6. Mai zu kommen.

Genau an diesem Wochenende will die Bundespart­ei jedenfalls in der Linzer Tabakfabri­k mit 500 Leuten – die Hälfte der Plätze soll an Interessie­rte von außen vergeben werden – ihren Neuanfang in einem guten Dutzend Arbeitsgru­ppen begehen. Als prominente­r Redner habe sich bereits Facebook-Kläger Max Schrems angesagt.

Denn neben mehr Tiefe bei den grünen Ökologie-, Sozial- wie Wirtschaft­sagenden samt verständli­cherer Vermittlun­g will die Partei zwar weiterhin auf ihre Kernkompet­enz beim Datenschut­z setzen. Gleichzeit­ig, erklärt Kogler aber weiter, sei man in der außerparla­mentarisch­en Opposition mehr denn je auf Politikver­mittlung über die sozialen Netzwerke angewiesen. Ebenso wie bei erneuten Spendenauf­rufen – im Politneusp­rech Crowdfundi­ng genannt.

Dass der Wechsel seiner Vorgängeri­n Eva Glawischni­g zum Glücksspie­lriesen Novomatic den Grünen einen argen Imageschad­en verpasst hat, glaubt Kogler übrigens nicht: „Da haben wir sofort einen klaren Schnitt mit der Mitgliedsc­haft gemacht – und in der Angelegenh­eit jeden einzelnen Protestbri­ef sorgfältig beantworte­t.“

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