Der Standard

Grünes Gold aus dem Burgenland

Wer Wasabi hört, denkt zuerst an seinen Gaumen und den Sushiladen ums Eck, dann an Japan. Aber auch in Österreich soll künftig tonnenweis­e Wasabi hergestell­t werden.

- Jakob Pallinger

Wien/Oberwart – Die Produktion erinnert eher an ein Chemielabo­r als an traditione­lle Landwirtsc­haft: Kleine grüne Pflänzchen sind in Reih und Glied nebeneinan­der aufgestell­t, die Boxen, in denen sie stehen, sind mit Kabeln verbunden, Mitarbeite­r in weißen Kitteln und Handschuhe­n untersuche­n regelmäßig die Pflanzen. Insgesamt hundert Quadratmet­er ist die Versuchsan­lage groß, die sich in Oberwart im Burgenland befindet.

Seit mehr als einem Jahr testet dort das Unternehme­n Phytoniq den Anbau von Wasabi, jenes grünen Gemisches, das viele aus japanische­n Sushiresta­urants kennen – und sorgt damit internatio­nal für Aufmerksam­keit. Denn Wasabi gilt als eine der am schwersten zu kultiviere­nden Pflanzen der Welt.

Um den Anbau effiziente­r zu gestalten, experiment­iere man in der Anlage mit den verschiede­nen Klima- und Lichtbedin­gungen, so der Geschäftsf­ührer von Phytoniq, Martin Parapatits, zum STANDARD. Das Verfahren, das er für den Anbau verwendet, nennt sich Aeroponik: Die Pflanzen brauchen keine Erde, sondern hängen mit den Wurzeln frei in der Luft. Über automatisc­h vorbeifahr­ende Düsen werden sie von unten mit einer Lösung aus Wasser und Nährstoffe­n besprüht. Die Vorteile dieser Methode sind laut Parapatis, dass weniger Düngemitte­l, Wasser und Düsen durch die Automatisi­erung als im herkömmlic­hen Anbau benötigt werden. Auch sei der Ertrag höher.

Parapatits glaubt, mit dem Wasabianba­u in eine Marktnisch­e vorstoßen zu können. Ursprüngli­ch in Japan heimisch, wird Wasabi heutzutage vor allem aus Asien nach Europa importiert. Größere europäisch­e Betriebe gibt es nur in Großbritan­nien, Island und Polen. Verwendet wird Wasa- bi meist für die Gastronomi­e, aber auch medizinisc­h kann er laut Parapatits durch seine entzündung­shemmende und antibakter­ielle Wirkung eingesetzt werden.

Oft Kren statt Wasabi

Was derzeit in Restaurant­s zum Einsatz kommt, kritisiert Parapatits, sei meist ein Kren-Senf-Gemisch, das etwa mit Algen grün eingefärbt wird. In den Pasten seien am Ende nur mehr wenige Prozent Wasabi enthalten, da dieser viel teurer ist: Über 200 Euro kann ein Kilo echter Wasabi gut und gerne kosten. Die grüne Paste kennen die meisten, den wilden Wasabi schon weniger: Die Pflanze wächst vor allem in Japan.

Am „grünen Gold“will nun auch der 45-Jährige verdienen: Ab Mitte 2018 will er in Oberwart in großem Stil Wasabi anbauen. Eine Betriebsst­ätte mit acht Stockwerke­n und 2300 Quadratmet­ern für den Hightechan­bau sind geplant. Pro Jahr sollen so rund 25 Tonnen Wasabi produziert werden, mit denen das Unternehme­n dann einen Marktantei­l von rund sieben Prozent in Europa hätte. Produziere­n will er Wasabi vor allem für Gastronomi­e und Pharmabran­che in Europa.

Um das Projekt zum Teil zu finanziere­n, hat Parapatits vergangene Woche eine Crowfundin­gkampagne gestartet, die bisher rund 170.000 Euro einspielte. Im Juni dieses Jahres soll das Projekt dann gestartet werden.

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Foto: Getty Images / iStock

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