Georg Willi holt für Grüne Innsbrucker Bürgermeister
Herausforderer macht 52,9 Prozent und bietet Oppitz-Plörer Stellvertretung an
Wien – Die Grünen feiern einen ersten Erfolg nach längerer Durststrecke: Georg Willi hat sich am Sonntag in der Innsbrucker Bürgermeisterstichwahl gegen seine Konkurrentin, die bisher amtierende Stadtchefin Christine Oppitz-Plörer (Liste Für Innsbruck), durchgesetzt. Der Grüne bekam 52,9 Prozent der Wählerstimmen.
Seiner Herausforderin bot Willi noch am Wahlabend das Vizebürgermeisteramt an, eine Koalition mit der FPÖ schloss er aus. „Mein Sieg ist ein Zeichen für den grünen Aufwärtstrend, auch wenn es sicherlich eine Persönlichkeitswahl war.“Seit 2012 wird das Stadtoberhaupt in Innsbruck durch eine Direktwahl ermittelt.
Der Bundessprecher der Grünen, Werner Kogler, appellierte bei einem „Zukunftskongress“am Wochenende an die Mitglieder, entschlossen den Schritt Richtung Neubeginn zu wagen.
Innerhalb der Grünen hat sich eine neue Bewegung formiert, die die Partei von innen reformieren möchte. Das einzige Aufnahmekriterium: Kein Mitglied darf älter als die Partei sein, also maximal 35 Jahre. Vor allem bei den Jungen in der Partei gebe es eine Identifikationskrise, sagt Nina Tomaselli, 33-jährige Landtagsabgeordnete aus Vorarlberg, im Gespräch mit dem Standard. (red)
Als Teil des „größten Comebacks seit Lazarus“waren die Innsbrucker Wahlen von Bundessprecher Werner Kogler beschworen worden. Und tatsächlich, Georg Willi konnte halten, was von ihm erwartete wurde: Der 59-Jährige schaffte die Sensation, er wird als erster grüner Bürgermeister eine Landeshauptstadt regieren. Willi kam am Sonntag auf 52,9 Prozent der Stimmen, bei nur 43,8 Prozent Wahlbeteiligung.
Im ersten Wahldurchgang am 22. April gelang ihm bereits die große Überraschung. Er holte mit den Grünen den ersten Platz bei den Listen und entschied die Bürgermeisterdirektwahl mit knapp einem Drittel der Stimmen klar für sich.
„Kritik blieb hängen“
In der Stichwahl am Sonntag musste er gegen die amtierende Bürgermeisterin Christine OppitzPlörer (Für Innsbruck – FI) antreten. Sie regierte seit 2010 und gilt ebenso wie Willi als liberale Bürgerliche. In einer ersten Reaktion gratulierte sie ihrem Kontrahenten zum Sieg. Kritik an der Regierungsarbeit, von der es zuletzt viel gegeben habe, bleibe eben immer an der Chefin hängen, sagte eine sichtlich enttäuschte Oppitz-Plörer.
Wahlsieger Willi bot der unterlegenen Gegnerin noch am Wahl- abend den Posten der Vizebürgermeisterin an. Oppitz-Plörer erbat sich Bedenkzeit, nun müsse man erst einmal das Ergebnis analysieren, bevor man derartige Entscheidungen treffe.
Willi hielt auch an seinem Nein für eine Regierungsbeteiligung der FPÖ, die am 22. April zweitstärkste Kraft in Innsbruck wurde, fest. Zwar werden die Freiheitlichen im nach dem Proporzsystem besetzten Stadtsenat vertreten sein, doch mehr als die „Kontrollfunktion“will ihnen Bürgermeister Willi nicht zugestehen.
Willis Wahlsieg in Innsbruck dürfte auch dazu führen, dass seine Position parteiintern bei den Grünen neu zu gewichten sein wird. Denn seinen Wahlkampf hat er bewusst anders angelegt, als das bei den Bundesgrünen bis vor kurzem noch der Fall gewesen wäre. Darauf angesprochen relativiert er aber seine Rolle: „Das war heute vor allem auch eine Persönlichkeitswahl.“Er richte seinen Fokus nun erst einmal auf Innsbruck, nicht auf die Bundespartei.
Willi stand offen dazu, dass ihm der Stil von Eva Glawischnig nicht immer behagt habe. Als er im Wahlkampf sogar Verständnis da- für zeigte, dass sich Wähler eher für Mietpreise als für das Binnen-I oder die Ehe für alle interessieren, bekam er den Zorn eines Teils der grünen Basis zu spüren.
Gegnerin abgedrängt
Seine Kontrahentin Oppitz-Plörer drängte Willi im Wahlkampf geschickt nach rechts, um selbst als Kandidat der Mitte zu reüssieren. Bei den Wahlen 2012 hatte sie noch ebendiese Rolle gespielt und ihren damaligen ÖVP-Gegenkandidaten links überholt. OppitzPlörer siegte nicht zuletzt dank der grünen Stimmen in der Stichwahl.
Die Bürgermeisterin musste diesmal die Nähe zur FPÖ und ÖVP suchen, um noch Stimmen für die Stichwahl zu lukrieren. Also genau jene Lager, gegen die sie zuletzt angetreten war. Eine Allianz, die ihr selbst nicht ganz behagte.
Willi werde nun zuerst Sondierungsgespräche mit den anderen Parteien führen und nächste Woche sollen erste Koalitionsverhandlungen starten. Ob es zu einer Änderung der Größe des Stadtsenates kommt, der derzeit sieben Mitglieder umfasst, lässt er noch offen. Im Wahlkampf ließ er durchhören, dass ihm eine Fortführung der bisherigen Koalition mit FI, SPÖ und ÖVP vorschwebe.