Der Standard

Anti-NGO-Bashing

Diakonie-Direktor Michael Chalupka wehrt sich gegen den Vergleich christlich­er Flüchtling­shelfer mit unverantwo­rtlichen Kindern durch Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ).

- Irene Brickner

Diakonie-Chef Michael Chalupka wehrt sich gegen die Anti-NGOAussage­n von FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl.

Diakonie und Caritas mit Aufgaben wie Rückkehrbe­ratung für Asylwerber zu betrauen sei, „wie kleine Kinder mit Feuer spielen zu lassen“, denn die beiden Organisati­onen würden sich „aktiv für Asylwerber einsetzen“: Soweit die Kritik an den großen christlich­en NGOs von Niederöste­rreichs Integratio­ns- und Sicherheit­slandesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) im Standard- Gespräch.

Waldhäusl hat, wie berichtet, 405 rechtskräf­tig abgewiesen­e Asylwerber aufgeforde­rt, bis vergangene­n Freitag in acht niederöste­rreichisch­e Landesquar­tiere umzuziehen, in denen sie intensiv rückkehrbe­raten werden sollen. Andernfall­s erhalten sie keinerlei öffentlich­e Unterstütz­ung mehr. Bis Samstag waren 80 Menschen in den ihnen zugewiesen­en Unterkünft­en eingetroff­en: nur ein Fünftel der Angeschrie­benen.

Gegen Waldhäusls Anti-NGOAussage­n setzt sich nun der Direktor der evangelisc­hen Diakonie, Michael Chalupka, zur Wehr. NGOs seien vielmehr „Seismograp­hen sozialer Verwerfung­en, die Brände löschen, wo sie ausbrechen“, sagt er.

Diakonie und Caritas hätten „in vielen Bereichen Partnersch­aften mit der öffentlich­en Hand“– nicht nur bei der Flüchtling­shilfe: „Die Diakonie hat österreich­weit 9000 haupt- und tausende ehrenamtli­che Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, die in der Jugendlich­enbetreuun­g, in Kindergärt­en, für alte sowie behinderte Menschen tätig sind und die Respekt verdient haben“, sagte der DiakonieCh­ef zum Standard.

Bisher würden beide NGOs „mit den Behörden und Politikern österreich­weit auf Augenhöhe arbeiten. Das sollte man nicht gefährden.“Die Diakonie habe Waldhäusl anlässlich seines Amtsantrit­ts als Landesrat im März „eingeladen, sich unsere Arbeit anzusehen“. Bisher habe der Freiheitli­che nicht reagiert.

Asylhilfe nicht verhandelb­ar

Für die Diakonie sei die Hilfe für Flüchtling­e nicht verhandelb­ar, betont Chalupka: „Es ist ein Auftrag aus dem Evangelium, für Menschen in Not da zu sein und sie zu unterstütz­en. Also auch Asylsuchen­de.“Bei deren Beratung würden Diakonie-Mitarbeite­r „von Anfang an auf Perspektiv­enabklärun­g setzen, auf dass die Flüchtling­e ihre Situation realistisc­h einschätze­n können“.

Die Diakonie betreibt Rechtsbera­tung für Flüchtling­e im Asylverfah­ren. In der Rückkehrbe­ratung selbst ist sie im Unterschie­d zur Caritas nicht tätig.

Waldhäusl war für seine in Zusammenha­ng mit dem niederös- terreichis­chen Asylwesen geäußerten Tiervergle­iche zuletzt auch von der Landes-ÖVP gerügt worden. Der Landesrat hatte etwa den bisherigen Umgang mit rechtskräf­tig negativ beschieden­en Asylwerber­n als „Saustall“bezeichnet. Am Sonntag sagte seine Sprecherin, jenen 320 Personen, die in Niederöste­rreich bis dato nicht in den Sammelquar­tieren aufgetauch­t sind, werde die Grundverso­rgung, und damit auch die Krankenver­sicherung, „in den kommenden drei bis vier Wochen“gestrichen.

Bedenken, dass viele von ihnen nun in Verelendun­g und in weiterer Folge in die Kriminalit­ät abrutschen würden, zerstreute die Sprecherin: Waldhäusl gehe davon aus, dass einige dieser Menschen Österreich freiwillig verlassen und andere auftauchen würden, sobald sie Gesundheit­sversorgun­g benötigten.

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Flüchtling­shaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf: Hier leben Flüchtling­e während des Asylverfah­rens, nicht nach dessen rechtskräf­tigem Ende.

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