Trump sorgt mit Bataclan- Sager für Empörung in Frankreich
Wenn im Pariser Bataclan-Lokal einzelne Gäste bewaffnet gewesen wären, hätte der Terroranschlag Ende 2015 nicht 130 Tote gefordert: Diese These hatte US-Präsident Donald Trump am Freitag bei einer Rede vor der amerikanischen Waffenlobby NRA aufgestellt. Ohne Gegenwehr jedoch hätten sich die Attentäter Zeit lassen können: „Du da, komm her, bumm, du dort, komm her, bumm“, ahmte Trump die Täter mit passender Gestik nach.
In Paris löste er damit am Wochenende einen Entrüstungssturm aus. Ein Verband der Bataclan-Opfer verurteilte Trumps „Unanständigkeit“; Frankreichs Außenministerium reagierte unüblich schroff und äußerte seine „entschiedene Missbilligung“– unter Alliierten ein Höchstwert auf der diplomatischen Richterskala. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte, der freie Waffenbesitz böte keinen Schutz gegen Terroranschläge, sondern würde „im Gegenteil die Planung solcher Attacken erleichtern“. Diverse Politiker wiesen darauf hin, dass das Waffentragen bei Trumps eigenem Auftritt verboten war – zweifellos, um ein Schussattentat auf den Präsidenten zu vermeiden.
Peinlich ist die Trump-Aussage indirekt für Emmanuel Macron. Der französische Präsident war seinem Amtskollegen auf seiner jüngsten USA-Visite sehr herzlich begegnet. Generell genießt er in Frankreich Sympathien dafür, dass er das Land auf das internationale Parkett zurückgeführt hat. Doch jetzt heißt es in Internetforen oft, dies sei zum Preis der Anbiederung an Trump geschehen.
Proteste gegen Reformen
Macron geriet am Wochenende auch innenpolitisch unter Druck. Zehntausende demonstrierten gegen seine als „unsozial“gegeißelten Reformen. In Paris folgten etwa 40.000 Menschen dem Aufruf der Linkspartei „Unbeugsames Frankreich“. Ihr Anführer JeanLuc Mélenchon rief auch zu Massenprotesten am 26. Mai auf, um Macron zu zwingen, seine Bahnreform zurückzunehmen. Seit gut einem Monat streiken Eisenbahner gegen den Verlust ihrer Privilegien.