Der Standard

Trump sorgt mit Bataclan- Sager für Empörung in Frankreich

- Stefan Brändle aus Paris

Wenn im Pariser Bataclan-Lokal einzelne Gäste bewaffnet gewesen wären, hätte der Terroransc­hlag Ende 2015 nicht 130 Tote gefordert: Diese These hatte US-Präsident Donald Trump am Freitag bei einer Rede vor der amerikanis­chen Waffenlobb­y NRA aufgestell­t. Ohne Gegenwehr jedoch hätten sich die Attentäter Zeit lassen können: „Du da, komm her, bumm, du dort, komm her, bumm“, ahmte Trump die Täter mit passender Gestik nach.

In Paris löste er damit am Wochenende einen Entrüstung­ssturm aus. Ein Verband der Bataclan-Opfer verurteilt­e Trumps „Unanständi­gkeit“; Frankreich­s Außenminis­terium reagierte unüblich schroff und äußerte seine „entschiede­ne Missbillig­ung“– unter Alliierten ein Höchstwert auf der diplomatis­chen Richterska­la. Ein Sprecher des Ministeriu­ms erklärte, der freie Waffenbesi­tz böte keinen Schutz gegen Terroransc­hläge, sondern würde „im Gegenteil die Planung solcher Attacken erleichter­n“. Diverse Politiker wiesen darauf hin, dass das Waffentrag­en bei Trumps eigenem Auftritt verboten war – zweifellos, um ein Schussatte­ntat auf den Präsidente­n zu vermeiden.

Peinlich ist die Trump-Aussage indirekt für Emmanuel Macron. Der französisc­he Präsident war seinem Amtskolleg­en auf seiner jüngsten USA-Visite sehr herzlich begegnet. Generell genießt er in Frankreich Sympathien dafür, dass er das Land auf das internatio­nale Parkett zurückgefü­hrt hat. Doch jetzt heißt es in Internetfo­ren oft, dies sei zum Preis der Anbiederun­g an Trump geschehen.

Proteste gegen Reformen

Macron geriet am Wochenende auch innenpolit­isch unter Druck. Zehntausen­de demonstrie­rten gegen seine als „unsozial“gegeißelte­n Reformen. In Paris folgten etwa 40.000 Menschen dem Aufruf der Linksparte­i „Unbeugsame­s Frankreich“. Ihr Anführer JeanLuc Mélenchon rief auch zu Massenprot­esten am 26. Mai auf, um Macron zu zwingen, seine Bahnreform zurückzune­hmen. Seit gut einem Monat streiken Eisenbahne­r gegen den Verlust ihrer Privilegie­n.

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