Der Standard

Mordverdac­ht gegen Asylwerber mit Vorgeschic­hte

Nigerianer soll psychisch krank gewesen sein

- Irene Brickner

Maria Enzersdorf – Ein 25-jähriger Asylwerber aus Nigeria wird verdächtig­t, in der Nacht auf vergangene­n Donnerstag im Flüchtling­shaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf einen 26 Jahre alten Mann aus Bangladesc­h, ebenfalls Asylsuchen­der, mit einem Meißel erschlagen zu haben. Zwei Tage davor, am 1. Mai, war der Nigerianer von der Polizei aus dem südlich von Wien befindlich­en Flüchtling­shaus weggewiese­n und mit Betretungs­verbot belegt worden. Er hatte dort zwei Afghanen mit der Faust verletzt.

Doch offenbar kam er im Geheimen zurück. Bei der Wegweisung habe man dem Mann, wie in solchen Fällen üblich, eine Liste mit Notadresse­n und Ersatzunte­rkünften auf Englisch gegeben, heißt es bei der Polizei.

Auf die Straße gesetzt

„Man kann eine solche Person nicht einfach auf die Straße setzen“, sagt dazu ein Flüchtling­shaussprec­her: „Man hätte ihn unbedingt Psychiater­n vorführen müssen.“„Aus Sicht der Kollegen bestand dazu kein Anlass“, antwortet Johann Baumschlag­er von der Landespoli­zeidirekti­on Niederöste­rreich.

Dem Vernehmen nach war der nun in U-Haft befindlich­e Mordverdäc­htige in der Vergangenh­eit auch seiner Lebensgefä­hrtin gegenüber gewalttäti­g, bei der er wohnte. Auch von dort sei er weggewiese­n worden und habe dann längere Zeit in einer Psychiatri­e verbracht. In St. Gabriel war er in Sonderbetr­euung, die unter anderem psychisch kranken Asylwerber­n zukommt.

Festgenomm­en worden war der Nigerianer, der auch wegen Drogendeli­kten amtsbekann­t ist, am Donnerstag auf einem Freizeitge­lände in Maria Enzersdorf. Dort soll er mit dem Meißel auf Bäume eingestoch­en und das Werkzeug in Richtung mehrerer spielender Kinder geworfen haben. Der Festnahme widersetzt­e er sich und verletzte dabei zwei Polizisten.

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