Der Standard

Gezielte Verarmung

- Irene Brickner

Die Rede vom asylpoliti­schen „Saustall“, die Vergleiche abgewiesen­er Asylwerber mit Nutztieren und ihre Darstellun­g als gefährlich­e „Illegale“waren zu viel. Der Brachialrh­etorik des niederöste­rreichisch­en Sicherheit­slandesrat­s Gottfried Waldhäusl (FPÖ) folgte massive Kritik – auch aus der Landes-ÖVP. Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner outete sich als „nicht glücklich“mit den Äußerungen des Regierungs­kollegen.

Doch die schwarze Landeschef­in nahm damit nicht die von Waldhäusl beschimpft­en abgewiesen­en Asylwerber in Schutz. Sondern Einheimisc­he, die durch Berichte über die acht eingericht­eten Sammelquar­tiere verunsiche­rt seien. Auch in der Sache bot sie Waldhäusl Schützenhi­lfe: Gegen „Asylmissbr­auch“müsse man „streng und konsequent“vorgehen. Bei neuen Härten gegen Flüchtling­e passt zwischen ÖVP und FPÖ auch in Niederöste­rreich kein Blatt.

Die Umsiedelak­tion fällt unterdesse­n durch hohe Ausfallquo­ten auf. Bis Samstag hatten nur 80 der 405 angeschrie­benen Flüchtling­e der harschen Aufforderu­ng Folge geleistet. Die anderen werden aus der Grundverso­rgung abgemeldet und stehen dann ohne jegliche staatliche Unterstütz­ung da. Das senkt die vom Land zu tragenden Kosten, so wie es auch – von der Summe her bedeutende­r – durch die vom Verfassung­sgerichtsh­of gekippte Mindestsic­herungsnov­elle geschah. Sparen durch gezielte Verarmung: In Niederöste­rreich setzt man zum zweiten Mal darauf.

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