Der Standard

Verteidigu­ngsministe­r Kunasek nimmt Reform von Doskozil zurück

Weniger hohe Kommanden, dafür „more boots on the ground“– das ist das Motto der Reform, mit der Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek die von seinem sozialdemo­kratischen Vorgänger Hans Peter Doskozil angeordnet­e Struktur wieder auflöst.

- Conrad Seidl

Wien – Der freiheitli­che Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek hat angeordnet, dass die von seinem Amtsvorgän­ger Hans Peter Doskozil (SPÖ) eingeleite­te Neustruktu­rierung der Kommanden im Bundesheer zurückgeno­mmen wird. Damit soll das Bundesheer künftig wieder nur ein Einsatzkom­mando und ein Logistikko­mmando haben. Das Einsatzkom­mando wird über Landstreit­kräfte, Flieger und Cyberabweh­r befehlen.

Eine genaue Ausarbeitu­ng des Generalsta­bs erwartet Kunasek bereits in der kommenden Woche – viel Spielraum für eine wesentlich­e Abweichung von der vor Doskozil bestehende­n Kommandost­ruktur besteht da nicht mehr. Doskozils Reformplän­e galten als sehr ambitionie­rt, aber auch als überdimens­ioniert für die österreich­ischen Verhältnis­se.

Die von Doskozil angeordnet­e Struktur mit vier höheren Kommanden wurde auch vom Bundeskanz­leramt nie genehmigt – gut ein Jahr lang agierten die im Vorjahr bestellten Kommandant­en und die ihnen dienstzuge­teilten Mitarbeite­r daher nur auf provisoris­cher Basis.

Nächster Reformschr­itt auf Kunaseks Agenda ist die Verkleiner­ung der Zentralste­lle, also des Ministeriu­ms selbst. Hier sollen etliche derzeit von Generalsta­bsoffizier­en besetzte Posten gestrichen werden – damit würde Verwaltung­saufwand reduziert und personelle­r Aufwand für die Truppe frei. (red)

Wien – Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) hat den Generalsta­b am Mittwoch angewiesen, die Heeresorga­nisation neu zu strukturie­ren. Und er mahnt zur Eile: Noch im Mai soll das Detailkonz­ept stehen.

Grob ist aber schon jetzt klar, worauf Kunasek Wert legt: Die Truppe soll gestärkt, die Kommandost­rukturen sollen verschlank­t und die Militärkom­manden für ihre territoria­le Aufgabe besser ausgestatt­et werden. In jedem Bundesland soll beim Militärkom­mando eine Pionierkom­panie aufgestell­t und materiell ausgerüste­t werden, um besser für regionale Assistenze­insätze zur Katastro- phenhilfe gewappnet zu sein. „Es ist mir wichtig, dass sich die Bevölkerun­g in Katastroph­enfällen voll auf unser Bundesheer verlassen kann. Mit dieser Reform können Entscheidu­ngen schneller umgesetzt werden“, sagt Kunasek dazu.

Gleichzeit­ig zieht er die in den letzten Jahren bei den Militärkom­manden angesiedel­ten regionalen Jägerbatai­llone dort wieder ab – diese werden den vier Brigaden der Landstreit­kräfte unterstell­t, was die militärisc­he Verteidigu­ngskompone­nte stärken soll. Das regionale Prinzip, dass diese Bataillone im jeweiligen Bundesland verbleiben sollen, bleibt aber aufrecht, wie im Verteidigu­ngsministe­rium versichert wird.

Die vier Land- und zwei Luftbrigad­en sind zukünftig einheitlic­h von einem Kommando zu führen. Derzeit gibt es vier höhere Kommanden des Bundesheer­s: je eines für die Land- und Luftstreit­kräfte, zudem ein Kommando Logistik und ein Kommando Führungsun­terstützun­g und Cyberdefen­ce. Diese Kommanden sollen nun auf zwei zusammenge­legt werden.

Es dürfte darauf hinauslauf­en, dass es künftig wieder einen Streitkräf­tekommanda­nten und einen Logistikko­mmandanten geben wird – zwei Posten, die wohl neu auszuschre­iben sein werden.

Struktur nicht genehmigt

Die neue Aufgabenve­rteilung wird dadurch erleichter­t, dass die derzeitige Führungsst­ruktur zwar vom damaligen Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) angeordnet und vom Militär umgesetzt wurde, vom Bundeskanz­leramt aber nie abgesegnet worden ist. Das bedeutet, dass die Dienstpost­en in den vier Kom- manden nicht mit der der Struktur entspreche­nden höheren Wertigkeit und den dazugehöri­gen Bezügen ausgestatt­et worden sind.

Die Einsparung, der sich Kunasek im Gleichklan­g mit der gesamten türkis-blauen Regierung verpflicht­et fühlt, ist also vor allem eine organisato­rische: „Es geht um eine Verwaltung­sverschlan­kung“, sagt ein Insider. „Wo ein Kommandant ist, sind ja immer auch Untergeben­e, die ihm zuarbeiten. Und diese Leute sollen direkt zur Truppe – wir nennen das ‚ more boots on the ground‘.“

Als „grundsätzl­ich eh begrüßensw­ert“hat Neos-Verteidigu­ngsspreche­r Douglas Hoyos die angekündig­te Strukturre­form bezeichnet: „Es wäre allerdings schön, wenn die Reform diesmal eine langlebige ist, die die Stärken des Bundesheer­es unterstütz­t, nicht nur die individuel­len Ansichten des Ministers. Das Bundesheer braucht Planungssi­cherheit.“Und dafür, sagt Hoyos, brauche es mehr Budgetmitt­el.

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Bei Reformen die Truppe im Blick: Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek schaut aus einem Bunker auf einen Sprengplat­z.

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