Der Standard

Kontrastpr­ogramm

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Da muss was dahinterst­ecken! Das ist die traditione­lle Erstreakti­on des Homo austriacus auf eine etwas ungewöhnli­che Nachricht. Vor allem, wenn diese aus der Politik kommt. Wenn etwa ein Parteichef so ohne weiteres zurücktrit­t, läuft die Vermutungs­maschine voll an: Scheidung? Korruption? Schwere Krankheit?

Im Fall von Matthias Strolz, Chef der Neos, war das nicht anders. Der schmeißt einfach alles hin, zieht sich nach erfolgter und erfolgreic­her Parteigrün­dung, fünf Jahre nach dem Einzug ins Parlament, mit Träne im Knopfloch zurück.

Was steckt da dahinter? Der Polittrats­ch lief heiß, so sehr, dass sich Strolz zu einem ironischen Dementi veranlasst sah. Ja, er sei dabei beobachtet worden, wie er am Flughafen von Amsterdam eine Frau geküsst habe. Das sei aber seine eigene gewesen.

Aber so ein großes Geheimnis ist dieser Rücktritt auch wieder nicht. Strolz sagte immer, er wolle „gestalten“. In einer Koalitions­regierung hätte er gern den Bildungsmi­nister gemacht. Das ist jetzt angesichts der Umstände weit, weit weg. Die nächsten fünf, sechs, sieben, vielleicht zehn Jahre nur Opposition­spolitik? Keine Perspektiv­e für einen 44-jährigen Familienme­nschen, dessen Familie in Vorarlberg lebt.

Die wahrschein­liche Strolz-Nachfolger­in Beate MeinlReisi­nger hat übrigens auch ein Leben, eine Familie neben der Politik. Es wird jetzt in hohem Maße an ihr liegen, die Neos-Idee am Leben zu erhalten. Die bedeutet übrigens: Liberalism­us, Modernität, Wirtschaft­sliberalis­mus plus Humanität und Abkehr vom Nationalis­mus. Ein bürgerlich­es Kontrastpr­ogramm zu Türkis-Blau.

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