Der Standard

Teheran will Deal ohne USA einhalten

- Amir Loghmany aus Teheran

Aus dem Iran kamen scharfe Worte in Reaktion auf den einseitige­n Ausstieg der USA aus dem Atomabkomm­en. Präsident Hassan Rohani bezeichnet­e die Vereinigte­n Staaten als „Unruhestif­ter“, ohne den man innerhalb des Abkommens vielleicht besser aufgehoben sei. Er bekräftigt­e, dass Teheran die Vereinbaru­ngen weiterhin einhalten wolle, solange die übrigen Partner sich daran hielten.

Auch der religiöse Führer Ayatollah Ali Khamenei erklärte, dass der Iran sich weiterhin an die Verpflicht­ungen halten wolle, forderte aber „solide Garantien“vonseiten der europäisch­en Partner. „Sonst haben wir die gleiche Situation wie jetzt.“

Konservati­ve Freude

Die konservati­ven Kräfte im Land konnten ihre Freude kaum verbergen: In einer ersten Stellungna­hme gratuliert­e der Oberbefehl­shaber der Revolution­sgarde, Mohammad Ali Jafari, seinen Landsleute­n zum Austritt der USA.

Auch die Fraktion „Widerstand­sfront“, bestehend aus Anhängern des früheren Präsidente­n Mahmud AhmadiNeja­d, ließ es sich nicht nehmen, im Parlament den Text der Vereinbaru­ngen und die Flagge der USA zu verbrennen.

Die gemäßigten Zeitungen kritisiert­en neben den USA auch die konservati­ven Kreise im Iran scharf. Die Zeitung Shargh bezeichnet­e deren Schadenfre­ude als „fehl am Platz“und verurteilt­e das Vorgehen im Parlament. „Wir müssen jetzt zusammenha­lten“, forderte die Zeitung Aftab und verlangte ernsthafte Bemühungen um eine nationale Versöhnung zwischen den Gegnern und Befürworte­rn des Atomabkomm­ens.

Rial verliert an Wert

Innerhalb der Bevölkerun­g wachsen Angst und Sorge jeden Tag – und machen sich unter anderem durch den Wertverlus­t der iranischen Währung bemerkbar.

Der Rial hat in den vergangene­n Monaten mehr als 36 Prozent an Wert verloren. Offizielle­n Angaben zufolge haben bereits zahlreiche Menschen versucht, ihr Bargeld in Devisen zu tauschen – die Rede ist von 30 Milliarden US-Dollar, die inzwischen privat beiseitege­legt worden sind.

Obwohl das Handeln mit Devisen abseits der offizielle­n Kanäle verboten ist, floriert der Schwarzmar­kt derzeit. Allen Beruhigung­sversuchen seitens der Regierung zum Trotz scheinen sich die Menschen auf noch schwierige­re Zeiten einzustell­en.

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