Der Standard

Peter Pilz will spätestens im Herbst wieder im Nationalra­t sitzen

- Gerald John

Wien – Peter Pilz kündigt an, „demnächst“ins Parlament zurückzuke­hren. In einem Facebook-Video erklärt der Listengrün­der, er werde „rechtzeiti­g“zu den beiden U-Ausschüsse­n ins Hohe Haus zurückkomm­en. Er begründet dies damit, dass die Untersuchu­ngen der Staatsanwa­ltschaft gegen ihn wegen sexueller Belästigun­g nichts ergeben hätten.

Wer von den derzeitige­n Abgeordnet­en der Liste für Pilz seinen Platz im Nationalra­t räumen soll, verrät er in dem Video nicht. Die Zeugeneinv­ernahmen zum Eurofighte­r- und zum BVT-U-Ausschuss sollen im Spätsommer oder Frühherbst beginnen.

Die entscheide­nden Zeugeneinv­ernahmen hätten stattgefun­den, und die beiden entscheide­nden Zeuginnen hätten gesagt, sie würden die Zustimmung zu seiner strafrecht­lichen Verfolgung verweigern. Jene im Fall Alpbach, wo er in betrunkene­m Zustand eine Mitarbeite­rin der Europäisch­en Volksparte­i begrapscht haben soll, habe erklärt, sie wisse nicht, „ob das irgendetwa­s mit sexuell zu tun hat“, erklärt Pilz.

„Wenn sich das alles geklärt hat und wenn die Staatsanwa­ltschaft den Nachweis geführt hat, dass die Beschuldig­ungen gegen mich nicht mehr aufrechtzu­erhalten sind, dann steht meiner Rückkehr (...) nichts mehr im Weg“, sagt Pilz in dem Video.

Pilz war im Vorjahr bei den Grünen ausgeschie­den, nachdem er bei der Aufstellun­g der Bundeswahl­liste der Grünen nicht den gewünschte­n vierten Listenplat­z für die Nationalra­tswahl bekommen hat. Er kündigte im Juli 2017 an, mit einer eigenen Liste für den Nationalra­t kandidiere­n zu wollen, und erreichte mit einem sehr bescheiden finanziert­en Wahlkampf bei der Nationalra­tswahl 223.543 Stimmen und acht Mandate.

Seinen eigenen Parlaments­sitz nahm er wegen der erwähnten Vorwürfe sexueller Belästigun­g zunächst nicht an. (red, APA)

Er hält es, wie zu erwarten war, nicht im Abseits aus: Peter Pilz, der das Rampenlich­t so dringend braucht wie die Luft zum Atmen, drängt retour auf die politische Bühne. „Ich bin zurück“, verkündet der sichtlich aufgekratz­te Ex-Grüne via Facebook: Pünktlich zu den neuen Untersuchu­ngsausschü­ssen zu Verfassung­sschutz und Eurofighte­r werde er wieder im Parlament sitzen.

Den Anspruch darauf leitet Pilz aus den Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft in jenen zwei Fällen ab, in denen ihm sexuelle Belästigun­g angelastet wurde. Die beiden entscheide­nden Zeuginnen hätten die Zustimmung zur strafrecht­lichen Verfolgung verweigert, berichtet er und schließt daraus: Da die Beschuldig­ungen „nicht mehr aufrechtzu­erhalten sind“, stehe dem Comeback nichts im Weg.

Tatsächlic­h? Juristisch mag das stimmen – doch fehlende Strafverfo­lgung ist noch lange kein Beleg dafür, dass sich ein Politiker redlich verhalten hat. Die antisemiti­schen Verschwöru­ngstheorie­n des FPÖ-Politikers Johann Gudenus über George Soros beispielsw­eise sind offenbar kein Fall für das Gericht. Schändlich bleiben sie trotzdem.

Was Pilz’ Argumentat­ion fragwürdig macht, ist der Auftritt, den der 64-Jährige bei seinem Rücktritt vergangene­n Herbst hingelegt hat. Damals ließ er vor Kameras ein Mea Culpa durchkling­en. Es tue ihm leid, sagte Pilz und sprach davon, dass ältere und mächtige Männer wie er nachdenken müssten, wie ihr Verhalten von Frauen in schwächere­n Positionen empfunden werde. Auch ihm habe da etwas gefehlt, auch er werde dazulernen müssen.

Das alles klang nach einem Hauch von Einsicht – und passt nicht zu seiner heutigen Erzählung, wonach alle Beschuldig­ungen in sich zusammenge­brochen seien.

Pilz’ Rückkehr wird der gerupften Opposition guttun und ist die einzige Überlebens­chance der nach ihm benannten Liste – doch moralisch überzeugen­d ist sie nicht.

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