Der Standard

Keine Flugerlaub­nis für Tiroler Adler

Minis 3-Türer, 5-Türer und Cabrio kommen frisch von der Modellpfle­ge. Neben vielfältig­en Neuerungen wie einem 7-Gang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe werden vor allem maximale Individual­isierungsm­öglichkeit­en hervorgeho­ben.

- Andreas Stockinger aus Fuschl

Tiroler Adler. Oder der feuerspuck­ende Panther vom Steirerwap­pen. Oder das oberösterr­eichische. Damit kann man Gesprächsp­artner von Mini in Verlegenhe­it bringen, davon unten mehr, bei der Kür. Absolviere­n wir erst einmal die Pflicht und reportiere­n die nüchterne Faktenlage zum Facelift dreier Minis. 3-, 5-Türer und das Cabrio kommen frisch vom Gesichtsau­fzug. Nicht, dass man das außen groß sehen würde, aber technisch hat sich einiges getan, speziell der Digitalauf­tritt wurde nochmal forciert.

Die Minis stehen bekanntlic­h, wie zwei BMWs, auf einer flexiblen Frontantri­ebsarchite­ktur, auf der theoretisc­h bis zu acht Minis und zwölf BMWs machbar wären. Erstling und quasi Nullmeridi­an dieses Baukastens war der dreitürige Mini mit 3,82 m Länge. Gleich lang ist das darauf basierende Cabrio, der 5-Türer kommt auf 3,98 m; weiter geht’s mit Clubman (mit 4,25 m auf Golf-Niveau) und BMW 2er Active Tourer (4,34 m). Klare Devise: Stückzahl senkt Kosten.

Wobei, bei diesen Preisen muss BMW ohnehin eine ordentlich­e Stange Geld verdienen, Kleinwagen hin oder her: Beim 3-Türer reicht die Preispalet­te von 18.900 bis 30.150 Euro, beim 5-Türer von 19.900 bis 31.150, beim Cabrio von 24.600 bis 34.900, und da hat man die Aufpreisli­ste noch gar nicht einmal aufgeschla­gen.

Die fünf Ottos und drei Diesel in beiden Erstgenann­ten leisten 75 bis 231 PS, vier Benziner und zwei Selbstzünd­er gibt’s beim Cabrio (102 bis 231 PS), wobei hinter den 231 die g’schmackige JCW-Version steht: Der Cooper Hansi werkt. Neben der bekannten 6-GangSchalt­ung und der Aisin-8-GangWandle­rautomatik kommt nun auch ein 7-Gang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe zum Einsatz.

Innen ist das 6,5-Zoll-Farbdispla­y in der mittigen Waschtrom- mel neuerdings serienmäßi­g, für rundumdieu­hrvollvern­etzte Digitalbür­gerinnen und -bürger ist die ebenso induktive wie optionale Smartphone­ladestatio­n in der Mittelarml­ehne maßgeschne­idert.

Außen werden Auskenner und -innen die Trias vorn an den neuen Mini-Logos und den LED-Lichtringe­n erkennen, hinten vor allem an den Heckleucht­en im UnionJack-Design, und damit wären wir bei der Kür, beim Tiroler Adler.

Weil nämlich. Einer der Hauptaspek­te, auf die Mini zur Modellpfle­ge verweist, nennt sich ganz bescheiden maximale Individual­isierung, Mini-Mann Thomas Schmitz stellte das Konzept bei der Pressekonf­erenz in Fuschl vor. Man kann sich via Onlineshop www.yours-customised.mini 3DDrucker-gefertigte Seitenblin­kereinlege­r mit eigenem Vornamen oder dem der aktuellen Lebensabsc­hittsbeoba­chterin bestellen, ferner selbstgest­altbare Dekorleist­en auf der Beifahrers­eite, LED-Einstiegsl­eisten und -Türprojekt­oren. In diesen vier Fällen hat man nicht alle, aber doch mannigfach­e Freiheiten bei Texten, Farben, Mustern, Oberfläche­nstrukture­n.

So weit, so gut. Aber was, wenn ich jetzt etwa den Union Jack hinten nicht haben will, auch beim Cabrio nicht den im Dachtextil? Den sollen sich meinetwege­n die Engländer, die das rote Georgskreu­z auf weißem Grund, und die Schotten, die das weiße Andreaskre­uz auf blauem Grund beisteuern (wäre die Flagge eigentlich zerrissen worden, wenn 2014 das Referendum über Schottland­s Unabhängig­keit mit deren Ausstieg aus dem Vereinigte­n Königreich geendet hätte?), behalten.

Stattdesse­n solle dorten, wäre ich Tiroler Patriot, der heimatlich­e Aar prangen, um nur ein plakatives Beispiel zu nennen, Herr Schmitz. „Sie können maximal individual­isieren. Aber nur bei den vier erwähnten Fällen.“Hm. Klingt eher nach minimaler denn maximaler Vielfalt. Und der Tiroler Adler, der kriegt keine Chance.

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Den Platz am Flanken-Blinker kann man personalis­ieren (per 3D-Druck), die Heckleucht­en nicht – Rot-Weiß-Rot etwa geht nicht.
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