Der Standard

Göttin hat kein Glück

Die Gründung einer Genossensc­haft zur Sicherung des Fortbestan­ds ist gescheiter­t. Das Fair-Fashion-Label verschwind­et nun nach zehn Jahren vom Markt.

- Bettina Pfluger

Am Ende war es knapp, doch es hat dann einfach nicht gereicht. Die 200.000 Euro für die Gründung der Göttlichen Genossensc­haft konnte das faire Modelabel nicht aufbringen. Mit dieser Genossensc­haft hätte der Neustart glücken sollen. Lisa Muhr, Chefin von Göttin des Glücks, wollte damit in die Sortiments­ausweitung investiere­n und ein Franchises­ystem hochziehen. Dazu kommt es jetzt nicht mehr.

Massen an Billigware, Rabattschl­achten, permanente Sortiments­wechsel. Gegen diesen Wahn hatte sich Muhr, die eigentlich Architekti­n ist, vor zehn Jahren gestellt und das Modelabel Göttin des Glücks gegründet. Mit 100-Prozent-Bio- und FairtradeM­ode hat sie die Fair Fashion in Österreich salonfähig gemacht. Begonnen hat es als Spaßprojek­t, doch daraus wurde schnell Ernst. Spaß zu haben ist etwas anderes, als von der Idee der unter fairen, sozialen und ökologisch­en Bedingunge­n hergestell­ten Röcke, Kleider und Shirts leben zu können, hatte sich schnell gezeigt.

„Die Mode ist ein sehr schwierige­s Business“, sagt Muhr zum STANDARD. Leicht sei es für das Label, das ausschließ­lich Baumwolle aus fairer Landwirtsc­haft unter fairen Arbeitsbed­ingungen verarbeite­n ließ, ohnehin nie gewe- sen. Doch der Markt habe sich in den vergangene­n Jahren sehr stark verändert. Auch die großen Textilkett­en wie H&M oder C&A hätten sich in die Nachhaltig­keitsnisch­e gedrängt und würden auch Ware aus Biobaumwol­le anbieten, erklärt Muhr. Was sie auch anmerkt: Nachhaltig sei daran aber gerade nur der Rohstoff. Die Verarbeitu­ng zu Shirts und Co passiere unter den gleichen miesen Bedingunge­n, gegen die sich die Göttin des Glücks seit jeher gestellt habe. Fange eine Nische an zu wachsen, kämen die großen und naschten mit.

Der Konsument dürfe sich daher nicht darüber wundern, dass ein T-Shirt aus Biobaumwol­le in großen Textilkett­en nicht mehr als ein paar Euro koste. Diese Art des grünen Anstrichs ärgert Muhr.

Die Göttin-des-Glücks-Chefin blickt auf zehn gemischte Jahre zurück. „Wir haben Pionierarb­eit geleistet und waren Wegbereite­r dafür, dass in den Bereich Mode ein Nachhaltig­keitsgedan­ke eingezogen ist. Darauf sind wir stolz.“Das sei in dieser Zeit wohl die Aufgabe gewesen.

Was jetzt kommt? „Keine Ahnung“, sagt Muhr. Jetzt werden erst einmal die Geschäfte zugesperrt, und die Ware wird abverkauft. „Danach müssen wir uns alle neu erfinden.“

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Das Geld geht zu Ende – und die Fairtrade-Göttin geht im Jutesack aus Biobaumwol­le vom Markt.

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