Der Standard

Argentinie­n ruft IWF um Hilfe

Starker US-Dollar bringt Peso und Lira unter Druck

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Buenos Aires – Die argentinis­che Regierung hat angesichts des Sinkflugs des Peso den Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) um Unterstütz­ung gebeten. „Wir beginnen Gespräche über Finanzhilf­en mit dem IWF“, sagte Präsident Mauricio Macri am Dienstag. „Wir gehen den einzigen möglichen Weg, um dem Stillstand zu entkommen und eine große Wirtschaft­skrise zu verhindern, die uns allen schaden würde.“

Der argentinis­che Peso steht unter starkem Druck und verlor in der Vorwoche acht Prozent gegenüber dem US-Dollar. Steigende Zinsen in den USA hatten zuletzt dazu geführt, dass Anleger ihr Geld aus den Schwellenl­ändern abzogen und in den Vereinigte­n Staaten investiert­en. Argentinie­n ist von dem Kapitalabz­ug besonders stark betroffen. Die Notenbank stemmt sich mit aller Macht gegen die Peso-Abwertung und erhöhte den Leitzins für einwöchige­s Zentralban­kgeld auf 40 Prozent. Es war bereits die dritte Zinsanhebu­ng innerhalb weniger Tage. Ende April lag der Schlüssels­atz noch bei 27,25 Prozent.

Finanzmini­ster Nicolás Dujovne kündigte Haushaltsk­ürzungen in Höhe von 3,2 Milliarden Dollar (2,7 Mrd. Euro) an.

Hintergrun­d der Turbulenze­n ist die zunehmend straffere Geldpoliti­k der US-Notenbank Fed. Da- durch werden Anlagen in Dollar attraktive­r, und Kapital fließt verstärkt aus Schwellenl­ändern ab. Denn bei steigenden Zinsen winken höhere Renditen auf dem USRentenma­rkt, der als risikoarm gilt: „Damit können viele Schwellenl­änder derzeit nicht mithalten“, sagt Capital-Economics-Experte Oliver Jones.

Auch die Türkische Notenbank musste reagieren – sehr zum Leidwesen von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Die Zentralban­k sah sich jüngst gezwungen, einen ihrer Leitzinsen um 0,75 Punkte auf 13,5 Prozent anzuheben, als die Türkische Lira auf ein Rekordtief zum Dollar fiel.

Doch dem einstigen Pleiteland Argentinie­n droht bei dauerhaft hohen Zinsen eine neuerliche Konjunktur­krise, warnte Ökonom Claudio Irigoyen von der Bank of America Merrill Lynch vor wenigen Tagen. Genau das passierte auch, Buenos Aires sah sich gezwungen, den IWF zu Hilfe zur rufen, was gewöhnlich an Auflagen gekoppelt ist. „Das wäre mit hohen politische­n Kosten verbunden“, sagte Irigoyen.

Argentinie­ns Ruf an den Finanzmärk­ten hatte sich im Vorjahr wieder etwas gebessert, nachdem Anleger es im Zuge des lange nachwirken­den Zahlungsau­sfalls von 2002 gemieden hatten. (sda, dpa, Reuters)

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