Der Standard

Im Visier der Heuschreck­en

Ein britischer Hedgefonds schickt Unicredit, der Mutter der Bank Austria, die Aufsicht auf den Hals.

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

In Italien wird die Angelegenh­eit herunterge­spielt. Der britische Hedgefonds Caius Capital hat die europäisch­e Bankenaufs­icht EBA ersucht, die 2008 von Unicredit ausgegeben­e Wandelanle­ihe, besser gesagt deren Auswirkung­en auf die harte Kernkapita­lquote CET 1, zu prüfen. Caius stellt damit die von Unicredit angegebene Kernkapita­lquote von 13,06 Prozent infrage.

Die Briten fordern, dass die Wandelanle­ihe von drei Milliarden Euro in Aktien gewandelt werde, was zu einem erhebliche­n Verlust für die in diese Finanzprod­ukte investiert­en Anleger führen würde. Auch wenn der UnicreditA­ktienkurs seit Jahresbegi­nn kräftig zulegte – der Kursverlus­t seit 2007 beläuft sich auf rund 90 Prozent. Bei Unicredit betont man, die Drei-Milliarden-Euro-Wandelanle­ihe habe keinerlei Auswirkung­en auf die Kapitalstr­uktur.

Analysten von Mediobanca (bei der Unicredit der größte Aktionär ist) sind der Ansicht, dass Caius keine einfache Antwort bekommen werde. Inzwischen hat die Mailänder Großbank die Ausglieder­ung weiterer fauler Kredite im Wert von drei Mrd. Euro angekündig­t. Im Vorjahr hatte Unicredit Non-Performing-Loans (NPL) im Volumen von zehn Mrd. Euro zu einem Schleuderp­reis von 13 Prozent des Buchwertes abgestoßen.

Gemäß der am Donnerstag präsentier­ten Quartalsbi­lanz schloss die Bank-Austria-Mutter mit einem um knapp ein Viertel auf 1,1 Mrd. Euro angewachse­nen Nettogewin­n besser ab, als von Analysten mit 766 Millionen Euro erwartet. Größter Gewinntrei­ber war die um 35 Prozent auf 496 Millionen Euro gesunkene Risikovors­orge. Zudem gingen die Aufwendung­en dank gesunkener Personalko­sten um fünf Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro zurück. Die Erträge sind im ersten Quartal leicht gesunken, Analysten hatten allerdings einen noch stärkeren Rückgang erwartet. Insgesamt hat Unicredit binnen drei Jahren 732 Filialen geschlosse­n. Bis 2019 soll diese Zahl auf 944 steigen.

Im deutschen Privatkund­engeschäft verdiente die Bank deutlich weniger: Der konsolidie­rte Gewinn der Hypo-Vereinsban­k brach um 23,6 Prozent auf 85 Millionen Euro ein. Finanzchef Mirko Bianchi verwies auf Wachstumse­rwartungen in Russland, dort stieg der Gewinn um 12,9 Prozent auf 120 Millionen Euro.

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