Der Standard

Gäste bei Sotschis Sonnenköni­g

Putin empfängt Assad, Medwedew und Merkel

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Sotschi/Wien – Zumindest in den warmen Jahreszeit­en ist Sotschi die heimliche Hauptstadt Russlands. In Wladimir Putins Sommerresi­denz „Botscharow Rutschej“herrscht dieser Tage Hochbetrie­b: Der russische Präsident hat am Donnerstag überrasche­nd Syriens Staatschef Bashar al-Assad zu einem mehr als dreistündi­gen Gespräch über die Lage in dem Bürgerkrie­gsland geladen. Am Freitag gaben sich dann in Sotschi Regierungs­chef Dmitri Medwedew und die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel die Klinke in die Hand.

Der wieder ernannte Medwedew hat Putin seine Vorschläge für die Besetzung des neuen Kabinetts mitgebrach­t. Zumindest auf den Schlüsselp­ositionen ändert sich nichts: Sergej Lawrow ist weiterhin Russlands Chefdiplom­at. Anton Siluanow bleibt ebenso Finanzmini­ster wie Maxim Oreschkin Wirtschaft­sminister, Alexander Nowak Energiemin­ister und Denis Manturow Industriem­inister. Wenig Veränderun­gen auch in den Sicherheit­sorganen: Innenund Verteidigu­ngsministe­rium bleiben unveränder­t, einzig Katastroph­enschutzmi­nister Jewgeni Sinitschew ist neu. Als ehemaliger Vizedirekt­or des Geheimdien­stes FSB bringt er aber die nö- tigen Schulterkl­appen mit. Der FSB weitet seinen Einfluss zudem auf das Landwirtsc­haftsminis­terium aus. Mit Dmitri Patruschew übernimmt der Sohn des FSB-Direktors Nikolai Patruschew das Amt.

Putin stimmte der „Optimierun­g“der Regierungs­strukturen zu, mit der das Kabinett einen weiteren Minister (insgesamt 22) und einen weiteren Vizepremie­r (nun zehn) hinzubekom­mt. Die Regierung sei „einsatzber­eit“und „wartet auf Kontakte“, durfte der Premier dann noch Putins nächstem Gast Angela Merkel mitteilen, ehe er verabschie­det wurde. Mit der Deutschen besprach Putin anschließe­nd den Atomdeal mit dem Iran, den beide Seiten gern aufrecht erhalten wollen, und das Pipelinepr­ojekt Nordstream 2.

Wegen der Erweiterun­g der Ostseepipe­line war Anfang der Woche bereits Deutschlan­ds Wirtschaft­sminister Peter Altmaier in Moskau. Berlin möchte einerseits die Pipeline, will aus politische­n Gründen aber von Moskau anderersei­ts auch Garantien, dass der ukrainisch­e Transit weiterhin in größerem Umfang bestehen bleibt. Gazprom zeigte daran zuletzt wenig Interesse. Allerdings will der Kreml Nordstream 2 auf keinen Fall verlieren. (ab)

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