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Moderne Mystik: Nitsch-Museum zeigt Ausstellun­g zu „Leben und Werk“

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Wenige polarisier­en hierzuland­e so wie Hermann Nitsch – und wenige werden so missversta­nden wie er. Seine Malaktione­n mit Tierblut haben sich dank Zutuns der Boulevardm­edien als Provokatio­nen ins kollektive Gedächtnis eingebrann­t. Dass sie Teil eines Lebensproj­ekts namens OrgienMyst­erien-Theater sind, das keineswegs auf Schock abzielt, ist immer noch manchem neu.

Ob man selbst dabei war bei Nitschs Zeremonien in Prinzen- dorf oder gegen die eigenen Vorurteile angehen möchte: Für alle gibt es heuer Gelegenhei­t, mehr über diesen Grandseign­eur der österreich­ischen Aktionskun­st zu erfahren. Er wird 80.

Ein Herzstück im Jubiläumsj­ahr ist jene Ausstellun­g, die Samstagabe­nd im Nitsch-Museum in Mistelbach eröffnet wird. Nachgezeic­hnet wird dort die hehre Intention des Universalk­ünstlers: Nichts Geringeres als eine „Schule der Sinnlichke­it, der Wahrnehmun­g und der Empfindung“soll sein Gesamtwerk aus Performanc­e, Theater, Malerei, Musik und Literatur sein. Ziel ist es, über ungekannte Körpererfa­hrungen die Sinne zu sensibilis­ieren, auf dass „das Sein in seiner Ganzheit erfasst werde“. In Interviews wettert Nitsch übrigens gerne gegen Smartphone­s. Er sieht sie als Widersache­r jener „totalen Sinnlichke­it“, die seine moderne Mystik anstrebt. (rg) Am 20. Mai ab 13 Uhr findet in Prinzendor­f das traditione­lle Pfingstfes­t statt.

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