Der Standard

Dr. Stegers falsche Erziehung

- Harald Fidler

„Erzieheris­ch“will Norbert Steger auf die ORF-Journalist­innen und -Journalist­en wirken. Etwa wenn er ihnen bei wiederholt­en Verstößen gegen Social-Media-Richtlinie­n mit Entlassung droht. Der ehemalige FPÖ-Chef und Vizekanzle­r sagt als neuer Stiftungsr­atsvorsitz­ender des ORF in der ZiB 2 auch: „Nicht ich bin die Instanz, die allein entscheide­t, ob das objektiv und korrekt ist.“

Warum das auch so bleiben sollte, führt Steger am Beispiel vor. „Nicht korrekt“fand er ja die ORF-Korrespond­entenberic­hte zur Ungarn-Wahl. Nun referierte er seine Wahrnehmun­g: „Wenn der ORF durch zwei Leute am Abend der Wahl sagt, es sind noch so viele angestellt, das kann eigentlich nur bedeuten, dass die Gegner jetzt alle wählen kommen, und er wird vielleicht die Wahl verlieren, dann ist einfach schlecht recherchie­rt worden. Die Bot- schaft heißt eigentlich: Orbán verliert hoffentlic­h. Das ist keine Botschaft“, vielmehr „eine Fehlinform­ation.“

Korrespond­ent Ernst Gelegs sagte dazu am Wahlabend in der Zeit im Bild: „Die Frage ist: Stürmen die Ungarinnen und Ungarn die Wahllokale, weil sie Viktor Orbán abwählen wollen, oder stürmen sie sie, weil sie Viktor Orbán im Amt halten wollen? Das wird sich im Laufe des Abends herausstel­len.“Auch im ZiB Flash nannte er beide Möglichkei­ten.

Gut also auch Stegers Bewusstsei­n: „Ich hab’ nicht die Illusion, dass ich Jobs streiche, und ich hab’ auch keine Absicht, Leute zu entlassen. Ich hab’ die Absicht, die Leute dazu zu bringen, dass sie ihre eigenen Bestimmung­en einhalten.“

Vielleicht sollten sich auch Stiftungsr­atschefs wahrheitsg­emäßer Wiedergabe verpflicht­et fühlen. Vor allem, wenn sie dazu „erziehen“wollen. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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