Ab nach Paris
Eine Coming-of-AgeGeschichte aus den 1970ern erzählt Matthias Wittekindt in einem beunruhigenden Roman um zwei vorpubertäre Mädchen. Lou und Anna leben in Courcelles. Der Ort in den Vogesen ist weder Dorf noch Stadt. Man lebt eingezwängt zwischen einem Schweinemastbetrieb und einer Speditionsfirma. Lou und Anna, die aus unterschiedlichen sozialen Schichten stammen, hängen zusammen ab. Philosophieren, experimentieren mit Jungen und malen sich ihre Zukunft aus. Es ist wenig los, die Jugendlichen wollen nach dem Abschluss der Schule weg. Am besten nach Paris. Und dann passiert etwas. Es gibt Tote und einen Überfall auf die Tankstelle, in der Lou nebenbei jobbt, der ebenfalls rätselhaft bleibt. Lou mauert, und der Gendarm Obayon hat das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Wittekindt hat einen ganz eigenen Ton: Seine schillernden Charaktere bleiben kühl und undurchschaubar. Dass er Jahrzehnte später noch einmal einen Blick auf Lous Leben wirft, ist so ungewöhnlich wie verstörend. Ingeborg Sperl
(www.krimiblog.at)
Matthias Wittekindt, „Die Tankstelle von Courcelles“. € 17,40 / 252 Seiten. Edition Nautilus, Hamburg 2018