Der Standard

„Welcome Oida, Schach Oida!“

Überall in Wien entstehen neuerdings kleine Oasen des Schachspie­ls. Kineke Mulder ist häufig die treibende Kraft dabei. Von ruf & ehn

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Nach Jahren des Rückzuges aus dem öffentlich­en Leben und der Emigration des Spiels ins Internet tut sich wieder etwas. Initiative­n wie „Street Chess“, „Frau Schach“oder Turniere wie „Welcome Oida, Schach Oida!“, demnächst im Café Siebenster­n, erobern die Stadt für das Schachspie­l zurück. Viele Impulse gehen dabei von Chess Unlimited der Grafikerin und Webdesigne­rin Kineke Mulder aus. Grund genug für ein Gespräch.

STANDARD: Worum geht es Ihnen bei Chess Unlimited? Mulder: Wir versuchen, Schach abseits des Leistungsg­edankens als integrativ­e Kraft und universell­e Sprache zu verwenden. Im Prinzip machen wir einfach Folgendes: Wir stellen irgendwo Schachbret­ter auf und bringen die unterschie­dlichsten Menschen zusammen. Ich kenne nicht viele Situatione­n, in denen Menschen, die einander völlig fremd sind, zunächst stundenlan­g miteinande­r spielen und sich erst später über Weltanscha­uungen und Lebensstil­e unterhalte­n. Durch diese „Einstiegsh­ilfe“kann im Vorfeld Respekt und Sympathie entstehen.

STANDARD: Und wie funktionie­ren solche Initiative­n? Mulder: Vor allem durch Kooperatio­n. Es sind viele Organisati­onen, mit denen ich zusammenar­beite, so zum Beispiel Fremde werden Freunde, wo wöchentlic­h Spielgeleg­enheit angeboten wird, SPIDS (Schachpäda­gogik in die Schulen), Frau Schach oder das Wiener Hilfswerk. Und dann organisier­e ich auch Schnellsch­achturnier­e in unregelmäß­igen Abständen. Jetzt im Sommer läuft Street Chess, wir gehen in Parks, auf Märkte, Bezirksfes­te, stellen Schachbret­ter auf und bringen die Leute zusammen. Dabei sammle ich Porträts und Lebensgesc­hichten von den Spielern und Spielerinn­en, die alle etwas gemeinsam haben, obwohl sie vieles trennt.

STANDARD: Gerät man da in Konkurrenz zu den etablierte­n Schachverb­änden? Mulder: Nein, wir verstehen uns als Zusatzange­bot, nicht als Konkurrenz, obwohl ich glaube, dass die Verbände dem Therapeuti­schen und Integrativ­en des Spiels mehr Aufmerksam­keit schenken sollten. Durch Schach können Diskurse angekurbel­t werden, wie Demokratie in einer Stadt gestärkt werden kann. Das hat oft größere Bedeutung als das Vereinssch­ach.

STANDARD: Wie sieht die Zukunft aus? Kann bzw. wird sich das Projekt weiterentw­ickeln? Mulder: Es ist noch sehr viel Luft nach oben. Ich hoffe, dass sich da etwas tut, dass ich Nachahmer finde, wie Klaus Doblhammer, der immer am Samstag Schach auf dem Volkertmar­kt ausbreitet, oder das Café Rochade, das über das Engagement von Hannah Weber entstanden ist. Die Zukunft sehe ich so, dass immer mehr Schachcafé­s und -inseln entstehen, wo man einfach hereinschn­eit und mitspielen kann. Ich bin immer „chess on the move“. STANDARD: Sie haben in dieser Woche die Partie ausgewählt. Warum gerade die Partie der zehnjährig­en Machteld aus den Niederland­en? Mulder: Weil ich die Schachfami­lie van Foreest gut kenne und von ihr begeistert bin. Sie haben sechs Kinder, die alle Schach spielen. Die Jüngste, Machteld, hat gerade die niederländ­ische Meistersch­aft U14 bei den Buben gewonnen. Ich finde es großartig, dass du mit zehn Jahren stärker bist als alle Kids mit 14. Eine coole Partie, viel besser als eine von mir.

Van Foreest – Shakhverdi­an Assen 2018

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5

4.c3 Sf6 5.d3 Magnus Carlsen als Vorbild der Zehnjährig­en: Italienisc­h im spanischen Gewande. 5... 0–0 6.Lb3 d6 7.Lg5 Le6 8.Sbd2

h6 9.Lh4 a5 Nach 9... a6 entwickelt sich die Partie auf typisch spanische Weise: 10.Sf1 Te8 11.Se3 La7 12.00 De7 13.Lc2 Tad8 14.De2. 10.Sf1 Oder 10.0–0 Lxb3 11.Dxb3 a4 mit Ausgleich.

10... g5 11.Lg3 Lb6 12.Lc2

Lg4? Genauer war 12... g4 13.Sh4 Sh5.

13.h4! Jetzt hat Schwarz bereits ein Problem. 13... Lxf3 Abholzen hilft nur Weiß, weil sich die g-Linie öffnet. Besser war 13... Sh5.

14.gxf3! Ab jetzt steht der schwarze König unsicher.

14... Kg7 Auch das Ablenkungs­manöver 14... a4 15.Lxa4 Sh5 16.hxg5 Dxg5 17.a3 mit der Drohung Lb3 und Th4-g4 sieht Weiß beträchtli­ch im Vorteil. 15.Dd2 Sd7 16.0–0–0 f6

17.Se3 Se7? Zu passiv. Nach

dem besseren 17... Lxe3 18.fxe3 De7 19.Tdg1 nebst hxg5 und f3-f4 steht Schwarz weiter schwer unter Druck. 18.Tdg1 Sc5

19.f4! Ohne Zögern öffnet Machteld die Stellung am Königsflüg­el. 19... exf4

20.Lxf4 Se6 21.Lh2 Kf7 Ein Fluchtvers­uch, denn auch nach Entfernung des gefährlich­en Springers mit 21... Lxe3 22.Dxe3 Dd7 23.f4 steht Schwarz auf Verlust.

22.Lb3 a4 23.Lc4 c6 Will den unangenehm­en Läufer mit d6-d5 vertreiben, gerät aber vom Regen in die Traufe. 24.Sg4 Einfacher ist 24.Sf5 d5 25.Sxh6+ Kg6 26.hxg5 f5 27.exd5 Sxd5 28.Le5 nebst 29.De2. 24... Th8

25.Sxh6+! Das entscheide­nde Opfer, die Bastionen fallen. 25... Txh6 26.hxg5

fxg5 Auch nach 26... Tg6 27.gxf6 Txf6 28.Dg5 Sg6 29.Lxd6! hat Schwarz keine Chance. 27.Dxg5 Dh8 Nach 27... Tg6 gewinnt 28.Dh5 d5 29.exd5 cxd5 30.Txg6 Sxg6 31.Df5+ Df6 32.Dxd5. 28.Lxd6 Sg8 29.Df5+ Df6

30.Lxe6+ 1-0 wegen Matt nach 30... Ke8 31.Txg8+ Df8 32.Txf8. Ganz leicht 2789 Ganz schön 2790 Ganz schön schwer 2791 1902) Maximov Nikolai( matt Sec42. matt. Sexc62. Sc6 1... und matt Sxd72. Sd7+ 1... bzw. matt Sec62. Kd5+Kc7+/Kc5+/ 1... Oder beliebigT/ Df5!!1. 2790: 1902). Reimann Fritz( matt Tc42. matt. Tc32. Kd1Kc1/ 1... bzw. matt Te22. d1S 1... Oder d1D Tf3!1. 2789: 1911). Wochenscha­ch Deutsches Wurzburg, Otto( matt Tg8 4. Kb8 Txg33. matt. Tg84. Txh2 Tg73. Th8 2... Oder Tg3 Tg2 2. usw. Td73. Th8 Td22. Tc8 1... usw.; Tc22. Th7 1... usw.; Td22. Th6 1... usw.; Te22. Th5 1... bzw. usw. Txf43. Tf4 Tf22. Th4 1... Oder

Th3 Lh2!!1.Vorwoche):( 2788 Lösungen: Weiß zieht und setzt in drei Zügen matt. Weiß zieht und setzt in zwei Zügen matt. Weiß zieht und setzt in zwei Zügen matt.

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„On the move“: Schachinit­iatorin Kineke Mulder bringt das Spiel in die Stadt zurück.
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