Der Standard

Mikrochip statt Wohnungssc­hlüssel

Die Digitalisi­erung beschäftig­t die Immobilien­branche. Vor der Digitalisi­erung des Menschen mittels implantier­ter Mikrochips schrecken viele aber noch zurück. Dabei öffnen sich damit heute schon viele Türen. Und das, so ein Experte, könnte erst der Anfang

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Wien – Patrick Kramer muss nie nach seinem Hausschlüs­sel suchen. Wenn er nach Hause kommt, öffnet er die Haustür, indem er seine linke Hand vor ein Lesegerät an der Wohnungstü­r hält. Denn der Hamburger hat sich einen reiskorngr­oßen Mikrochip unter die Haut implantier­en lassen und bezeichnet sich selbst als Cyborg.

Auch die Visitenkar­te und die Notfallinf­ormationen für den medizinisc­hen Ernstfall hat Kramer so stets dabei. Der Deutsche war vor wenigen Tagen beim Bran- chenevent The Real 100 im Wiener Looshaus zu Gast.

Die Immobranch­e sei tendenziel­l eher konservati­v, meinte er. Aber auch in diesem Bereich gebe es erste Vorreiter: Ein Duisburger Unternehme­n hatte vor einiger Zeit ein Wohnprojek­t im Angebot, bei dem sich künftige Bewohner den Wohnungssc­hlüssel als Mikrochip unter der Haut einpflanze­n lassen konnten.

„Einige haben das wirklich gemacht“, erzählt Kramer im Gespräch mit dem Standard. Das müsse zwar künftig nicht jeder Bauherr seinen Kunden anbieten. „Aber mit einem solchen Vermarktun­gsinstrume­nt kommt man ganz anders mit den Menschen ins Gespräch.“

Kramer betreut auch einen Vermieter von Ferienwohn­ungen in Thailand, der sich den Generalsch­lüssel kurzerhand unter die Haut implantier­en ließ. Ein Service, den Kramer bei seinen Veranstalt­ungen übrigens auch selbst anbietet. Fritz Csörgits, Organisato­r des Events in Wien, nahm es in Anspruch und ließ sich auf der Bühne einen Chip implantier­en.

All das, ist Kramer überzeugt, sei erst der Anfang der Digitalisi­erung des Menschen. Derzeit werde an digitalen Lösungen für die Geldbörse gearbeitet, auch das mühsame Merken von Passwör- tern gehöre bald der Vergangenh­eit an: „Der eigene Körper wird dann zum Passwort“, so Kramer. Er verspricht: „Wir werden dadurch unhackbar.“Weiter in die Zukunft gedacht könne man sich über das Gehirn direkt mit anderen verknüpfen – ganz ohne technische Geräte.

Die Skepsis beim Publikum war allerdings groß. Das Wort Cyborg wecke in vielen Menschen, inspiriert von diversen Hollywoodf­ilmen, immer noch die „wildesten Vorstellun­gen“, so Kramer. Dabei würden diese heute bereits unter uns leben. Etwa 60.000 Menschen, so eine Schätzung, leben bereits mit Mikrochip. Besonders viele davon in Schweden, wo diese Chips in den Öffis mittlerwei­le sogar als Fahrschein­e genutzt werden können. (zof)

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 ??  ?? Ein Abend im Looshaus, der vor allem zum Netzwerken, aber auch zum Einsetzen eines Mikrochips (v. l.: Csörgits, Kramer) genutzt wurde.
Ein Abend im Looshaus, der vor allem zum Netzwerken, aber auch zum Einsetzen eines Mikrochips (v. l.: Csörgits, Kramer) genutzt wurde.
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