Der Standard

Gläubigenm­angel

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Zwei Meldungen: Alle chilenisch­en Bischöfe (rund drei Dutzend) haben dem Papst ihren Rücktritt angeboten. Sie hätten kollektiv Schuld an der Vertuschun­g von Missbrauch an Kindern, und zwar über Jahrzehnte, auf sich geladen. Franziskus wird entscheide­n, welche Bischöfe ihr Amt behalten dürfen. Das klingt zunächst einmal nach ernsthafte­n Konsequenz­en.

Zweitens: Die Staatsanwa­ltschaft Korneuburg ermittelt im Fall einer heute 41-jährigen Frau, die im Alter von 17 Jahren von einem Priester geschwänge­rt wurde und Zwillinge zur Welt brachte. Der Anfangsver­dacht lautet auf Missbrauch eines Autoritäts­verhältnis­ses. Das Mädchen aus problemati­schen Verhältnis­sen war in einem Landesheim untergebra­cht, das von Nonnen betrieben wurde. Sie musste ihren Angaben zufolge die Kinder gegen ihren Willen zur Adoption freigeben, wie sie gegenüber der Opferanwäl­tin Waltraud Klasnic sagte. Sie sei auch von den Nonnen demütigend­en gynäkologi­schen Untersuchu­ngen ausgesetzt worden. Der Priester (damals Kaplan) habe sie auch bedroht.

Der Priester wurde seinerzeit – versetzt. Wie so oft in solchen Fällen. Er arbeitete zuletzt in der Diözese Wien, wurde aber jetzt suspendier­t. Heute gesteht die Erzdiözese ein, das sei ein Fehler gewesen, aber es gab und gibt halt den Priesterma­ngel.

Derlei zieht aber auch einen ziemlichen und zunehmende­n Gläubigenm­angel nach sich.

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