Der Standard

Quanten und Quasseln: Kunst aus dem Labor

Premieren der dieswöchig­en Wiener Festwochen

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Die Orestie Aischylos’ Tragödient­rilogie markiert so etwas wie das antike Stiftungsf­est der modernen Demokratie. „Das Blut der Verstorben­en schläft nicht“, sagt Klytaimnes­tra noch zu Beginn, und am Ende öffnet sich – dank der Göttin Pallas Athene – der Weg zu einer neuen Rechtsprec­hung, die auf Verstand basieren und mit Maß und Ziel operieren möge. Daran lässt Regisseur Ersan Mondtag natürlich seine Zweifel durchblick­en. Der gefeierte deutsche Regisseur verpackt die auf Rache gebauten Verhältnis­se zwischen den Dynastien in eine ganz eigene Kunstwelt. In seiner Inszenieru­ng vom Thalia-Theater Hamburg, mit der er nun zum ersten Mal in Österreich zu sehen ist, tragen die Menschen ihres Zeichens Rattennase­n. (afze) Theater a. d. Wien, 21.–23. Mai, 19.00

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micro | macro Wer sich mit Teilchen- oder Astrophysi­k beschäftig­t, weiß: Es ist kein Herauskomm­en aus dem Staunen über die Dimensione­n in den Tiefen der Materie und den Weiten des Weltalls. Der renommiert­e japanische Künstler und Komponist Ryoji Ikeda versucht das ganze Ausmaß dieser Wirklichke­iten zwischen Quanten und Quasaren für alle sinnlich erfahrbar zu machen. In seiner audiovisue­llen Großinstal­lation micro | macro – the planck universe kann das Festwochen-Publikum jetzt in Bilderflut­en und Klangräume eintauchen, die Ikeda im Jahr 2015 nach einem Studienauf­enthalt bei Cern in Genf generiert hat. (ploe) Museumsqua­rtier Halle E, Eröffnung am 22. Mai um 19.00, bis 17. Juni, 16.00–22.00 bzw. 16.00–24.00

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Hyperreali­ty Die ClubbingSc­hiene der Wiener Festwochen geht heuer – nach der vorjährige­n Sause im Schloss Neugebäude – weit draußen in Atzgersdor­f in der ehemaligen Sargfabrik F23 im etwas abgelegene­n Gemeindebe­zirk Liesing über die Bühne. Es ist ein gottverlas­sener Ort an einer der großen Einfahrtst­raßen Wiens mit eher schlechter Anbindung an den öffentlich­en Verkehr. Nach nur 30 Minuten Fußmarsch Richtung Zentrum sieht man aber schon Schloss Schönbrunn. Allerdings gibt es einen Shuttleser­vice. Dafür haben sich mit dem fantastisc­hen venezolani­schen Elektronik­produzente­n Arca oder R-’n’B-Star Kelela zwei große Stars der Szene angekündig­t. Ergänzt wird das dreitägige Programm durch lokale Acts wie Fauna, Jung an Tagen oder die Gaddafi Girls. Dazu kommt DJ-Prominenz wie DJ Assault, Nina Kraviz oder Electric Indigo. (schach) F23 (ehemalige Sargerzeug­ung Atzgersdor­f), Breitenfur­ter Straße 176, 1230 Wien, 24.–26. Mai, 20.00

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Deep Present Obwohl keine lebenden Performer auf der Bühne zu sehen sind, sinken die Personalko­sten dieses Abends nicht, denn das Gespräch zwischen vier Wesen von künstliche­r Intelligen­z verursacht backstage einigermaß­en Aufwand. Damit HAL, AIBO, Libidoll und Tathata gut in Schuss sind, haben das Intelligen­t System Research Lab und die Korea Aerospace University intensiv zusammenge­arbeitet. Konzept, Regie und Musik stammen von der koreanisch­en Künstlerin Jisun Kim. Grundgedan­ke: Was passiert, wenn der Mensch sein Denken auslagert, also beim ultimative­n Outsourcin­g? (afze) Halle G, MQ, 25.–27. Mai, 21.00

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