Der Standard

Ende Gelände

- Margarete Affenzelle­r

Nicht die Jugend ist politikver­drossen, sondern die Politik jugendverd­rossen, mutmaßt Mareike aus Berlin. Die junge Frau hat nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidente­n im Vorjahr für sich persönlich die Reißleine gezogen und via Facebook die Protestbew­egung „Demo“gegründet, die sich nun in der realen Welt betätigt.

Warum ist die Politik jugendverd­rossen? Weil durch den demografis­chen Wandel die Jugendlich­en in der Minderheit sind. Das war 1968 noch anders. Heute, so rechnet die ArteReport­age Rebellisch oder unpolitisc­h? (22. 5., 23.30 Uhr) vor, macht in Westeuropa die 60-plus-Generation jeweils gut ein Viertel der Gesamtbevö­lkerung aus, während die unter 30Jährigen bloß 15 bis 18 Prozent stellen.

Zwei witzige Franzosen vom Land – sie könnten die Enkelkinde­r von Frank Zappa sein – sind sich einig: „Macron und Fillon, das sind doch traurige Gestalten, sie sind die Vergangenh­eit. Wir wollen aber eine Zukunft, die völlig anders ist!“

Vor allem der Rechtsruck macht vielen jungen Menschen in Europa zu schaffen. Und es geht ihnen gehörig gegen den Strich, dass ihre Vorgängerg­eneration so dermaßen in Saus und Braus gelebt hat (auch umweltpoli­tisch betrachtet), dass sie, die Jungen, nun die neuen Verlierer sein werden.

In Spanien etwa liegt die Jugendarbe­itslosigke­it bei 37,2 Prozent, Akademiker arbeiten in Pizzabuden. Die Proteste anno 2011 haben viel in Bewegung gebracht. Viele der noch vereinzelt­en, aufbegehre­nden Stimmen hat die Arte-Doku versammelt. Für die nächsten Jahre prognostiz­iert der Soziologe Klaus Hurrelmann eine Rebellion der Jugend. Sie schwele jetzt schon und brauche nur noch einen Anlass, um loszubrech­en. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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