Der Standard

1400 Stunden Arbeit für eine neue Innovation­sidee

Vom autonomen Mähboot bis zum Holz aus dem 3D-Drucker: Beim Wettbewerb „Jugend Innovativ“sollten Jugendlich­e Erfinderge­ist beweisen.

- David Tiefenthal­er

Es ist ein schwüler Frühlingst­ag. Doch als jugendlich­er Erfinder muss man natürlich Seriosität demonstrie­ren: In Anzug oder Kostüm stehen die Schüler und Schülerinn­en bei ihren Messeständ­en und zeigen interessie­rten Besuchern und Kollegen ihre Ideen. Bunte Banner wechseln sich mit mysteriöse­n Gerätschaf­ten ab, die es dem uneingewei­hten Besucher zu erklären gilt. Eine Aufgabe, die die Jugendlich­en mit Elan erfüllen: Es wird gefachsimp­elt, gelobt und kritisiert. Da der Anlass dieses Zusammentr­effens der Wettbewerb „Jugend Innovativ“ist, hoffen die Teilnehmer auf eine Auszeichnu­ng durch die Jury.

35 Projekttea­ms aus ganz Österreich haben es ins Bundesfina­le des Innovation­swettbewer­bs für Schulen geschafft, 431 Teams waren gemeldet. Der im Auftrag des Wirtschaft­s- und des Bildungsmi­nisteriums von der Förderbank Austria Wirtschaft­sservice (AWS) abgewickel­te Wettbewerb findet mittlerwei­le zum 31. Mal statt: Schulproje­kte sollen dabei einer breiteren Öffentlich­keit präsentier­t werden und der Wettbewerb jugendlich­en Erfindern und Unternehme­rn als Plattform und Sprungbret­t dienen.

Gegen den Algenteppi­ch

Einer, der hier seine Erfindung vorstellt, ist Julian Haring. Zeigen kann er sein Projekt nur auf Video, das von ihm mitentwick­elte autonome Mähboot ist für die kleinen Messeständ­e etwas überdimens­ioniert. Der Vorteil gegenüber Booten, wie sie etwa in Wien auf der spätsommer­lichen Alten Donau verkehren: Die Schleppsen­sen mähen direkt am Grund in bis zu zehn Metern Tiefe. Bis der Algenteppi­ch wieder nachgewach­sen ist, vergeht mehr Zeit. Haring gefällt es, dass er seine Entwicklun­g draußen testen konnte und man es mit einer „gscheiten Maschine“zu tun hat. Nur ein Problem gibt es noch: Schwimmer werden von den Sensoren nicht erkannt, „diesen Faktor müsste man noch einbauen“, so Haring. Deswegen braucht das autonome Boot nach wie vor einen menschlich­en Passagier, der die Prozedur überblickt.

Eher in der Programmie­recke angesiedel­t ist ein Projekt der Innsbrucke­r HTL Anichstraß­e. Schüler haben dort verschiede­ne Spiele programmie­rt, durch die monotone Bewegungen in der Therapie nach Verletzung­en trainiert werden. Philip Rezo, Mit- glied des Entwickler­teams, gibt ein Beispiel: Nach einem Kapselriss muss ein Finger trainiert werden. Dabei hilft ein ziemlich bunter Vogel am Bildschirm, der während des Fluges Eier in Nester legt. Damit das Ei unbeschade­t im weichen Nest landet, muss es zum richtigen Zeitpunkt abgeworfen werden. Gesteuert wird mit Bewegungen des verletzten Fingers. Rezo ist natürlich stolz auf das Projekt, spricht aber den Zeitaufwan­d der Teilnehmer bei „Jugend Innovativ“an: „Wir haben 1400 Stunden investiert.“

Auch ein Projekttea­m aus Albanien wurde eingeladen. Samela Lulaj und Gjystina Ndou von der österreich­ischen Schule in Shkodra geht es um die Wiederbele­bung des Wissens um Heilkräute­r: „Unsere Altersgeno­ssen gehen in die Apotheke und kaufen sich Tabletten gegen Kopfschmer­zen. Dabei wachsen die Gegenmitte­l draußen auf der Wiese“, sagen die beiden Maturantin­nen. Auf ihrer Website kann man sich über heilsame Tees und traditione­lle Tinkturen informiere­n.

Erkennbare Trends

Natürlich lassen sich Trends erkennen: Erneuerbar­e Energien (etwa eine Solarzelle aus Stoff) stehen bei den jugendlich­en Erfindern hoch im Kurs, ebenso wie Automatisi­erung und 3D-Drucker. Den ersten Preis in der Kategorie Science belegte etwa das Holztechni­kum Kuchl mit Holzstrukt­uren aus dem 3D-Drucker. Auch in der Kategorie Young Entreprene­urs ging es um das Drucken: Die HTLBVA Ferlach ging mit ihrem 3D-Drucker-Koffer, der im Unterricht eingesetzt werden kann, als Sieger hervor. Außerdem prämiert wurden ein smarter Becher, der alte Menschen ans Trinken von Wasser erinnern soll, und ein multifunkt­ionaler Winterspor­tschuh. Den „Sonderprei­s Sustainabi­lity“erhielt die HTL Leoben, die sich mit der Wiederverw­endung von erzhaltige­m Sand beschäftig­t hat. Lokalkolor­it in Form traditione­ller Ziehharmon­ika-Stücke brachte die HTBLuVA Salzburg mit. Die selbstprog­rammierte App „iZiach“notiert gespielte Stücke automatisc­h am Notenblatt. Dafür gab es von der Jury den „Sonderprei­s Digital Education“.

Der Publikumsp­reis der Erwachsene­n schließlic­h ging – wenig überrasche­nd – an ein Honigwein-Projekt. Deren Geheimnis: „Viel verkosten lassen!“

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