Der Standard

Kritik an Straches EU-Plänen

CDU-Politiker: „Fantasielo­sigkeit und Stimmungsm­ache“

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Brüssel/Wien – Die Ideen von Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache zur Einschränk­ung der Personenfr­eizügigkei­t in der EU haben am Donnerstag auch außerhalb Österreich­s Kreise gezogen. Vor allem aus Berlin war dabei Kritik am FPÖ-Obmann zu vernehmen. So attestiert­e der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s im deutschen Bundestag, Norbert Röttgen (CDU), Strache eine „Mischung aus Fantasielo­sigkeit und Stimmungsm­ache“.

Kurz sieht „klare Sprache“

Kaum Reaktionen gab es weiter aus der Wiener Regierung auf die Straches Forderung, „offen zu diskutiere­n“, ob die Personenfr­eizügigkei­t sinnvoll sei. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Mittwoch bei einem Presseterm­in mit Albaniens Premier Edi Rama knapp gesagt, man solle den Vizekanzle­r „nicht überinterp­retieren“, ein weiteres Statement von ihm war am Donnerstag nicht zu bekommen. Präsident Alexander Van der Bellen sagte zu Besuch in Estland, er halte die Ideen für unumsetzba­r, da man dafür die vier Säulen der EU ändern müsste.

Konkret hatte Strache bei einer Diskussion im Haus der Europäi- schen Union in Wien am Dienstagab­end seine Kritik an der freien Wahl von Wohn- und Arbeitsort innerhalb der EU mit der Sorge um das „intellektu­elle Potenzial Osteuropas“begründet. Vor allem den Pflegebere­ich strich Strache dabei hervor. 60.000 Menschen aus dem Ausland sind in der 24Stunden-Pflege beschäftig­t, Experten warnen wegen der alternden Gesellscha­ft vor weiteren Engpässen, weil nicht ausreichen­d qualifizie­rtes Personal zu bekommen und zu bezahlen sei. Strache sieht ein umgekehrte­s Problem, er gibt sich um die Pflegesitu­ation in Osteuropa besorgt. Man müsse fragen, ob „Plegekräft­e in Westeuropa arbeiten“sollten, wenn zugleich „in der Slowakei keine mehr zu finden sind“.

Unmittelba­r hatten die Äußerungen den ÖVP-Delegation­sleiter im EU-Parlament, Othmar Karas, auf den Plan gerufen. Er warf Strache im STANDARD „permanente Zündelei“vor. Vor allem sei das angesproch­ene Problem durch die neue Entsenderi­chtlinie, die vergangene Woche beschlosse­n wurde, ohnehin angegangen worden. Heftige Kritik am FPÖ-Chef gab es auch von Neos und EU-Grünen. (mesc)

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