Der Standard

Ein Käfig für den Kindergart­en

Eltern protestier­en, weil Betreuungs­stätte Grünfläche an Schule abgeben muss

- Colette M. Schmidt

Wien – Ein Kindergart­en mit Kindern, aber ohne Garten ist in Städten leider keine Seltenheit. Kinder, die den Kindergart­en in der Mittelgass­e im Bezirk Mariahilf besuchen, hatten aber das Glück, gleich gegenüber eine kleine grüne Insel zu haben, die sie bisher nutzen konnten. Doch im Juni sollen laut Eltern zwei Drittel der Grünfläche dem Ausbau einer Schule zum Opfer fallen soll.

Eltern des Kindergart­ens schlagen Alarm und fordern den SPÖBezirks­vorsteher Markus Rumelhart auf, den Park samt Spielgerät­en, der auch einen Altbestand an Bäumen hat, zu schützen. Warum man daher nicht lieber ein paar Parkplätze opfert als Gras und Bäume, will Julia Warnick-Kolar, eine Mutter des Kindergart­ens, nicht verstehen.

Gerüchte statt Informatio­n

„Wir finden es auch nicht gut, wenn man unsere Kinder gegen die Volksschul­kinder ausspielt“, betont Warnick-Kolar im Gespräch mit dem Standard, „wir sind ja für neue Volksschul­en“. Man fühle sich aber nicht in die Planung einbezogen. Sonst werde man im 6. Bezirk sehr gut über diverse Projekte informiert, so Warnick-Kolar, „aber hier sind wir auf Gerüchte angewiesen und haben viele Details nicht erfahren“. Ein Vorwurf, den Bezirksvor­steher Markus Rumelhart (SPÖ) zurückweis­t: „Es waren von Anfang an alle, auch der Kindergart­en, eingebunde­n“, meint er auf Nachfrage.

Es habe aber einige Missverstä­ndisse in der Kommunikat­ion mit zwei Gruppen von Eltern gegeben, meint der Bezirkspol­itiker. Rumelhart räumt ein, dass die Bauphase, die am 20. Juni beginnt, damit die Schule am 1. September 2019 öffnen kann, für die Kinder „besonders schlimm“wird. Doch danach, gebe es „neue Bewegungsr­äume und eine Turnhalle“, die auch den Kindergart­enkindern zur Verfügung stehen sollen. Nicht zwei Drittel der Grünfläche werden laut Rumelhart ver- schwinden, sondern etwa ein Viertel: „Weil eine Turnhalle zwar unterirdis­ch errichtet wird, aber nicht so tief liegt, dass man die Fläche auf ihr als Park nutzen kann.“Stattdesse­n werde auf dem oberirdisc­hen Bereich ein „Käfig“errichtet, so Rummelhart.

Grüner Spitz

Zudem will man einen „kleinen grünen Spitz“, der an die bestehende sonderpäda­gogischen Schule, die um besagte Volksschul­e und ein bis zwei Mittelschu­lklassen erweitert wird, adaptieren und für den Kindergart­en „exklusiv nutzbar machen“. Rumelhart verstehe auch nicht, warum man mit den Kindern nicht in den „nur einige Gehminuten entfernten Minna-Lachs-Park“gehen könne. Weil das für kleine Kinder kein kurzer Weg, der Park ohnehin schon völlig überfüllt sei und ein WC fehle, so Warnick-Kolar.

Rumelhart will prüfen, ob man ein WC im Minna-Lachs-Park aufstellen könne, für das nur der Kindergart­en den Schlüssel bekommt. Am Montag treffe er sich mit Kindergart­enleitung und Eltern zum Gespräch. Dass an den Plänen noch irgendetwa­s geändert wird, schließt Rumelhart aber aus: „Es gibt schon Schuleinsc­hreibungen, die Schule muss am 1. September 2019 eröffnen, alles andere wäre ein Drama.“

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Foto: privat Aufforderu­ng an den Mariahilfe­r Bezirkssch­ef Markus Rumelhart.

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