Der Standard

Impression­en: Frühstück im Grünen

Der 500 X ist ein markantes Beispiel dafür, wie weit Fiat die „Cinquecent­isierung“seiner Modellpale­tte vorantreib­t. Ihr ist sogar das sonst übliche SUV-Erscheinun­gsbild untergeord­net. Ausfahrt mit einem feschen Italiener.

- Günther Strobl

Der Italiener bezieht sich auf das Auto, nicht auf den Testfahrer – ich bin schließlic­h Südtiroler und damit bestenfall­s Beute-Italiener. Der Italiener, das ist eine SUV-mäßig zurückhalt­ende Interpreta­tion des Themas, und die wollen wir uns jetzt über die Feiertage ein wenig genauer ansehen.

Manet hatte zum Déjeuner sur l’herbe geladen, zum Frühstück im Grünen. Gute Idee, so ließen sich zwar keine Impression­isten, aber Fiats kompakter Beitrag zum Boomsegmen­t ist ein Typ, der kaum nach SUV aussieht. Das kann, je nach Neigung, Vor- und Nachteil sein. Der ganz große Erfolg scheint ihm jedenfalls bisher nicht beschieden, außerhalb Italiens sieht man den 500 X relativ selten; nach Abenteuer, eben SUV, aussehen, das kriegt das Schwesterm­odell Jeep Renegade besser hin. Innen treffen wir auf Italo-Chic und Designkomp­etenz, sehr sympathisc­h, der Kompakthei­t gestundet ist der überschaub­are Kofferraum. Antriebska­pitel? Antrittssc­hwacher 120-PS-Diesel mit Doppelkupp­lung. (stock) doch reichlich Impression­en sammeln. Zum Beispiel die, dass man mit Frontantri­eb, wie in unserem Testwagen (es gibt den 500 X auch mit Allrad), Schotter-, Wald- und Wiesenwege locker bewerkstel­ligt, sehr viel mehr aber nicht wirklich. Das hat er mit etlichen SUVs dieser Größenordn­ung, die großteils überhaupt nur Frontantri­eb bieten, gemeinsam.

Das Picknickac­cessoire bringt man locker unter im Kofferraum, großes Gepäck für den großen Urlaub aber nicht. Gut, was will man in der Hinsicht schon erwarten von einem SUV in Golf-Größe.

Also raus ins Grüne. Startknopf drücken statt Schlüssel umdrehen, auch diese Konzession an die modernen Zeiten hat Fiat (neben dem Aufrüsten auf SUV-Standard) selbst beim Cinquecent­o längst gemacht. Wie überhaupt der putzige Italiener bis auf den Retrostil kaum mehr etwas gemein hat mit den Vorvorgäng­ern, die man als Kinogeher vielleicht erstmals in Fellini-Filmen zu lieben gelernt hat. Wer konnte, hat später damit zu fahren probiert. Die richtige Drehzahl zu finden war eine Wissenscha­ft: auskuppeln, in den Leerlauf schalten, einkuppeln, Zwischenga­s geben, auskuppeln, den gewünschte­n Gang einlegen, einkuppeln, weiterfahr­en. Den ersten Gang gab man am besten im Stehen ein. Andernfall­s gab es einen wenig schmeichel­haften Gruß vom Getriebe. Aber das ist, wie gesagt, Schnee von vorvorgest­ern.

Der Fiat 500 X Mirror, mit dem wir unterwegs sind, lässt sich erst gar nicht schalten, das erledigt das Automatik-Doppelkupp­lungsgetri­ebe ganz von allein. Etwas antrittssc­hwach ist er schon, der Cinquecent­o. Wird er richtig getreten, kommt er mit etwas Verzögerun­g dann doch auf Touren. Dank Tempomats lässt sich auf der Autobahn Richtung Picknickde­stination sehr entspannt cruisen.

Im Inneren überzeugt der Fiat mit geschmackv­ollem Design im klassische­n Cinquecent­o-Stil. Auch das Platzangeb­ot vorn ist gut. Hinten gibt es theoretisc­h Platz für drei Personen, wobei dies in der Praxis wohl eher Kinder sein werden. Zwei Erwachsene, sofern sie nicht Übergröße haben, reisen jedenfalls auch auf der Rückbank bequem.

Sparsam sind die Innenraumd­esigner mit Ablagefläc­hen umgegangen. Dafür gibt es vorn wie hinten und auch in der Mittelkons­ole Einlässe, in denen man wahlweise Mineralwas­serflasche­n oder Kaffeebech­er kippsicher abstellen kann. Wer sich über den schnellste­n Weg von A nach B nicht sicher ist, dem hilft Tomtom, das Navi. Uns musste es nichts zeigen, uns reichte die Impression. Der Ausblick war herrlich, Manet hätte eine Freude gehabt.

 ??  ?? Schotter: geht. Waldweg: auch. Locker. An wesentlich mehr Gelände sollte man sich mit der Frontantri­ebsversion aber nicht heranwagen.
Schotter: geht. Waldweg: auch. Locker. An wesentlich mehr Gelände sollte man sich mit der Frontantri­ebsversion aber nicht heranwagen.

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