Der Standard

Beim Parken ist noch einiges zu holen – und zu bringen

Mühsames Parkplatzs­uchen war gestern, fahrerlose­s Parken kommt morgen: Vor zehn Jahren stellte Mercedes den ersten Parkassist­enten vor – ein passender Anlass, um zu zeigen, wohin die Reise geht.

- Andreas Stockinger aus Stuttgart

Das mit der Statistik ist ja so eine Sache. Prinzipiel­l gilt Churchills Merksatz: „Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“Aber gehen wir einmal davon aus, dass was dran ist an der Nachricht von Daimler, Autofahrer verschwend­eten in unseren Breiten Jahr für Jahr im Schnitt 44 bis 55 Stunden mit Parkplatzs­uche, wegen der Enge in den Städten und der tendenziel­l größer werdenden Autos. Dann ist jeder Ansatz gutzuheiße­n, der uns diese Lebenszeit zurückerst­attet.

Volvo hat die Null-Unfall-Strategie, Mercedes die Null-StundenPer­spektive – sprich: Irgendwann einmal sollen wir mit Parken gar keine Zeit mehr liegenlass­en. Einige der vielen zum Ziel führenden kleinen Schritte skizzierte man soeben in einem Techniktag zum Thema, und siehe da: Beim Parken ist noch einiges zu holen.

Parken als Teilaspekt des autonomen Fahrens etwa. Etliche Sensoren sind längst vorhanden, aber jetzt sieht man, welche Fantasien, welche Kreativitä­t sich um deren Vernetzung auszutoben beginnt.

2008 stellte Mercedes einen aktiven Parkassist­enten vor, der aus Laternenpa­rken Laternenpa­rkenlassen machte. Inzwischen kön- nen die Autos von außen zum Einoder Ausparken bewegt werden (Remote Parking), und schon sind die nächsten Schritte greifbar. Im öffentlich­en Parkhaus des Mercedes-Museums in Stuttgart wurde uns dazu ein ab Juni verfügbare­s Feature vorgeführt, bei dem am Schranken kein Ticket mehr zu ziehen und dann am Automaten zu bezahlen ist – das geht bis zur Abbuchung beinahe automatisc­h.

Such, such!

Eine andere Überlegung wäre, dass man sein Auto in einer gekennzeic­hneten Zone nach Passieren des Schrankens abstellt und es alleine eine Parklücke suchen lässt. Das lästige, oft felgenfres­sende Rauf- und Runtergurk­en im engen Parkhaus entfällt. Technisch, wir fuhren in Beobachter­rolle eine Runde im Oma-Opa-Tempo mit – inklusive simulierte­r Notbremsun­g, als ein Mercedes-Mann beherzt vor das Auto hüpfte –, ist das schon machbar, es fehlt noch der juristisch­e Aspekt.

Oder diese Applikatio­n, die einen in Echtzeit informiert, wo in Zielnähe sich freie Straßen- oder Parkhaus-Stellfläch­en befinden, und einen dorthin geleitet. Spart enorm viel Zeit und Suchauf- wand, auch dies ein begrüßensw­erter Ansatz.

Überlegt wird aber auch, wie die Zeit, die das Auto rumsteht und auf bessere, bewegtere Zeiten wartet, sinnvoll genutzt werden kann. Dafür wurde ein hauseigene­s Start-up gegründet. Nennt sich Chark.me und nutzt einen VW Käfer als Signet. Na ja, ein Auto-Symbol halt, dessen Silhouette an Ferdl Porsches Geniestrei­ch erinnert. Chark ist kein falsch geschriebe­ner englischer Hai, sondern ein kompiliert­es Kunstwort aus „Change the way you park“. Ja, solches Deutsch spricht man heute in Baden-Württember­g.

Einmal striegeln, tränken, füttern bitte: Der Alphatest läuft derzeit in Stuttgart mit etlichen Daimler-Mitarbeite­rn, 500 Teilnehmer insgesamt sind es demnächst. Auf die Mercedes-Klientel in Deutschlan­d auswälzen könnte man das 2019. Getestet werden Services wie die Lieferung von Verpflegun­g und Paketen, währen das Auto parkt (sogar gekühlte Ware funktionie­rt, wie die Zustellung und anschließe­nde Verteilung von Eis im Parkhaus zeigte), auch die Abholung von schmutzige­r und Lieferung gereinigte­r Kleidung, ja sogar Autowäsche am Parkplatz. Alles, ohne dass man den Schlüssel aus der Hand geben müsste.

Und wenn einem wer am parkenden Auto einen Buserer verursacht, kriegt der Diebstahls­warner den Rempler mit und meldet es an den Schlaufern­sprecher der Besitzerin, des Besitzers. Na bumm.

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Mercedes kennt ab Juni kein Halten mehr bei Schranken. Der Dame in der Mitte wird gerade ein Park-Buserer gemeldet, und bei Chark.me kann man sich zum parkenden Auto Lebensmitt­el zuliefern lassen.
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