Reals Trainer Zidane wechselt sich selbst aus
Fünf Tage nach Champions-League-Triumph gegen Liverpool tritt Zidane zurück
Madrid – Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, das weiß auch Zinedine Zidane. Nur ist es schwer zu beurteilen, wann es wirklich am schönsten ist, wenn man in zweieinhalb Jahren Trainerschaft bei Real Madrid dreimal in Folge die Champions League gewinnt. Nun hat Zidane beschlossen, dass es so weit ist – oder aber er hat sich seinen Abschiedszeitpunkt nicht von einem Sprichwort diktieren lassen. So oder so: Der Franzose trat am Donnerstag als Real-Trainer zurück. „Das Team soll weiter gewinnen und braucht nach drei Jahren eine Veränderung“, sagte der 45Jährige bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. „Die Mannschaft benötigt eine neue Ansprache, eine andere methodische Arbeit.“
Auch Zidane selbst würde eine neue Herausforderung benötigen, vorerst wolle er aber ein Jahr Pause machen und Abstand vom Fußball nehmen: „Diese Entscheidung mag für viele keinen Sinn ergeben, für mich aber schon.“
Der bei Real schon als Spieler zur Legende gewordene Zidane wurde im Jänner 2016 vom Trainer der zweiten Mannschaft zum Cheftrainer befördert, sein Vertrag wäre bis 2020 gelaufen. An der Seitenlinie holte „Zizou“neun Titel, nach dieser Wertung ist er der zweiterfolgreichste Trainer der 116-jährigen Geschichte der „Königlichen“aus Madrid. In 149 Spielen gewann Real 105-mal, 28mal gab es ein Remis, 16-mal musste sich Zidane geschlagen geben – das ergibt einen Punkteschnitt von 2,30.
Zidane bestach als Trainer weniger durch taktische Neuerungen als durch das Management der oft komplizierten Egos seiner Starspieler. Das funktionierte nicht mehr friktionsfrei, vor allem Gareth Bale, Matchwinner im Champions-League-Finale gegen Liverpool, war aufgrund begrenzter Einsatzzeiten unglücklich und gilt als wechselwillig.
Die Mehrheit seiner Spieler stand aber fest hinter Zidane, wie auch die Abschiedsbotschaften zeigten. „Du gehst, aber dein Vermächtnis wird für immer bleiben“, schrieb Sergio Ramos, Cristiano Ronaldo verlautbarte: „Ich bin stolz, dein Spieler gewesen zu sein. Mister, danke vielmals.“Verteidiger Marcelo lobte Zidanes Arbeit, Hingabe, Leidenschaft und Bescheidenheit. (red, sid)