Der Standard

Ausgrenzun­g

- Birgit Baumann

So ändern sich die Zeiten. Als 1995 das deutsche Verfassung­sgericht Kreuze in bayerische­n Volksschul­en für unzulässig erklärte, sahen viele den Freistaat in Gefahr. Heute werden Kreuze dort nicht ab-, sondern aufgehängt, und erneut ist Feuer, nicht nur am Kirchendac­h.

Grund zur Sorge allerdings besteht in diesen Tagen sehr viel stärker als damals. Denn der neue bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), der im Herbst die Absolute seiner Partei verteidige­n muss, hat diesen Kreuzzug angetreten, um zu spalten und auszugrenz­en.

Er sieht das Kreuz nicht als Zeichen einer Religion, sondern vereinnahm­t es als „Ausdruck der geschichtl­ichen und kulturelle­n Prägung“Bayerns. Von der Neutralitä­t des Staates ist keine Rede, vielmehr wird das Kruzifix in den Korb dessen geworfen, was die CSU gemeinhin als typisch bayerisch ansieht: Weißbier, Lederhose, Trachtenhu­t und jetzt eben auch das Kruzifix.

Was hängenblei­ben soll, ist völlig klar: Wir mit dem Kreuz sind die Guten, die Heimattreu­en, die auf Tradition achten. Und wir beschützen euch vor dem Islam, den wir ohnehin nicht als zu Deutschlan­d gehörig erachten.

Es geht dabei nicht um Versöhnung, Akzeptanz und Toleranz zwischen den Religionen, sondern schlicht um Ausgrenzun­g nach dem Lehrbuch der AfD. Vielleicht vergibt der liebe Gott ja Markus Söder. Die Wählerinne­n und Wähler in Bayern sollten darüber noch einmal nachdenken.

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