Der Standard

Wieso es vielen Frauen reicht

- Nina Weißenstei­ner

Sexuelle Erniedrigu­ngen verbaler Art, niemals zu verwechsel­n mit respektwah­renden Avancen, kennt ab einem bestimmten Alter nahezu jede Frau. Meist sollen ihr die obszönen, beschämend­en Machtdemon­strationen vermitteln, wer hier immer noch das Sagen hat. Männer mit misogynen Einstellun­gen, die sich solcher Methoden bedienen, sind zwar nicht die Mehrheit, aber doch in ansehnlich­er Anzahl nach wie vor in allen Gesellscha­ftsschicht­en, in allen Gehaltskla­ssen, in allen weltanscha­ulichen Lagern anzutreffe­n. Bis eine Frau das Pensionsal­ter erreicht hat, kann da also einiges zusammenko­mmen.

Besonders perfide: Wer hierzuland­e im Speziellen vulgäre SMS, Mails, Postings, Messenger-Nachrichte­n erhält und das abstellen will, müsste als Privatkläg­erin vor Gericht ziehen und erst einmal den Wahrheitsb­eweis antreten, dass hier sexuelle Belästigun­g und/oder ein damit verbundene­s Bedrohungs­gefühl vorliegen. Dazu liegt auch die Beweislast allein bei der Frau. Sie muss belegen, dass ihr der geklagte Mann die inkriminie­rten Botschafte­n geschickt hat – und niemand sonst, wie gern behauptet wird.

In dieser misslichen Lage hat die grüne Ex-Mandatarin Sigi Maurer einen ihrer Peiniger über die virtuellen Netzwerke geoutet. Damit hat sie sich gewehrt, statt stillzuhal­ten. Dazu gehört einiges an Courage und auch Standfesti­gkeit – denn neben einigen Flowerrain­s setzte es gleich den nächsten Shitstorm mit anzügliche­n Botschafte­n.

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