Der Standard

Auch Moskau wird vor Korea- Gipfel aktiv

Außenminis­ter Sergej Lawrow lädt Nordkoreas Staatschef Kim in den Kreml ein

- André Ballin aus Moskau Manuel Escher

Kurz vor dem geplanten Gipfeltref­fen zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump am 12. Juni verstärkt Russland seine diplomatis­chen Bemühungen gegenüber Pjöngjang. Außenminis­ter Sergej Lawrow reiste schon am Donnerstag zu einem Kurzbesuch ins Nachbarlan­d, wo er sich als Abgesandte­r von Kreml-Chef Wladimir Putin betätigte. „Der russische Präsident schätzt die warmen Worte, die Sie in Ihrer Grußadress­e anlässlich seiner Wiederwahl für eine neue Amtszeit als Präsident an ihn gesandt haben, sehr hoch ein“und übermittle seinerseit­s Grüße, sagte Lawrow.

Der russische Chefdiplom­at übergab bei seiner Visite nicht nur eine handbemalt­e Schatulle als Geschenk, sondern auch eine Einladung zu einem Treffen in Moskau. Zugleich versichert­e Lawrow Kim die russische Unterstütz­ung beim Bestreben Nordkoreas, die harten Sanktionen wegen des Atomprogra­mms abzuschütt­eln.

Das dürfte auch Kim gefreut haben, für den nicht zuletzt die Sanktionen Hintergrun­d seiner jüngsten Annäherung an den Westen gewesen sein dürften. Der Machthaber seinerseit­s bekräftigt­e das Verspreche­n einer nuklearen Abrüstung. Er wolle das Treffen noch heuer abhalten. Sollte Kim nach Moskau kommen, wäre es die erste Visite des nordkorean­ischen Staatschef­s in Russland.

Kim beim Staatenbun­d

2015 sagte er kurz vor Beginn seine Teilnahme an der Siegespara­de zum 9. Mai ab. Die schnellste Chance zu einem Treffen böte aber der Gipfel der Shanghai-Organisati­on, die nächste Woche in der chinesisch­en Hafenstadt Qingdao tagt. Nordkorea ist nicht Mitglied, Kim könnte aber eine Sondereinl­adung bekommen.

Moskau zeigt sich mit der Aktivierun­g des Dialogs entschloss­en, seine Interessen auf der Koreanisch­en Halbinsel fest zu vertreten. Neben politische­n Aspekten wiegen auch wirtschaft­liche Gründe. So gibt es Pläne einer Transkorea­Bahn und einer Pipeline von Russland nach Südkorea, die dann auch den nördlichen Teil des Landes mit Gas versorgen könnte. Genau solche Pläne will übrigens auch Südkorea durchsetze­n – die Vertreter Seouls beschlosse­n bei einem Treffen mit nordkorean­ischen Kollegen am Freitag, ihrerseits die Bemühungen um Infrastruk­turausbau zwischen den beiden Staaten „zum Ausbau des Friedens“zu intensivie­ren.

Dafür braucht es freilich eine Annäherung zwischen Pjöngjang und den USA. Im Vorfeld des geplanten, aber noch immer nicht sicheren Gipfels tagen derzeit in den USA Delegation­en. Dabei soll es Fortschrit­te, aber keinen Deal geben. Nordkoreas Vertreter wollen am Freitag einen Brief Kims an Donald Trump überreiche­n.

Reiseberic­ht ALBUM Seite A 3

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