Wenn Zehntelgrade über die Qualität von Lebensmitteln entscheiden
Salzburger Logistikunternehmen Frigologo investierte 14 Millionen Euro in neues Umschlagszentrum in Maria Lanzendorf bei Wien
Wien – Für Konsumenten ist es eine Selbstverständlichkeit, beim täglichen Einkauf frische Lebensmittel vorzufinden. Ist ein Joghurt abgelaufen, gibt es in der Regel 25 Prozent Rabatt. Für abgepackte Schweinsschnitzel, Brot und viele andere Lebensmittel gilt dasselbe. Die Produkte können meist bedenkenlos verzehrt werden, auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum leicht überschritten ist.
Für Lebensmittellogistiker, die für das zeitgerechte Zustellen temperaturkritischer Produkte zuständig sind und meist auch die passgenaue Zusammenstellung der Waren vornehmen, ist das ebenfalls zu einer Selbstverständlichkeit geworden. „Jeden Tag aufs Neue ist es aber auch eine Herausforderung“, sagte der Geschäftsführer des Salzburger Lebensmittel-Logistikunternehmens Frigologo, Friedrich Zechmann, dem STANDARD.
Der Zeitdruck werde immer größer. „Dauerte es von der Abholung der Ware bis zur Zustellung früher zehn bis zwölf Stunden, sind jetzt sechs bis sieben Stunden üblich“, sagte Zechmann.
Der Lebensmittelhandel hat das, was er früher selbst gelagert hatte, aus Kostengründen größtenteils außer Haus vergeben – an Logistiker. Und die müssen, wie das in der Autoindustrie schon lange der Fall ist, nun auch Lebensmittel Just in time liefern.
Frigologo mit Sitz in Seekirchen bei Salzburg eröffnet diesen Dienstag seinen neu gebauten Umschlagplatz in Maria Lanzendorf nahe Wien. Mit 14 Millionen Euro (ohne Grundstückskosten) ist das die größte Investition in der mehr als 25-jährigen Geschichte des Unternehmens.
Gegründet wurde Frigologo 1991 von Fritz Herzog noch zu Zeiten, als es so gut wie keine freien Lebensmittellogistiker gab. Österreich war stark genossenschaftlich organisiert, die Marktgebiete waren klar abgesteckt. In der Milchwirtschaft hatte im Osten die Nöm das Sagen, im Westen die Berglandmilch. Innerhalb Österreichs fand kaum Warenaus- tausch statt. Frigologo verstand geschickt, diese Lücke zu füllen, und wuchs mit der zunehmenden Bewegung am Markt mit. Inzwischen zählt Frigologo zu einem der größten Komplettanbieter in der temperaturgeführten Lebensmitttellogistik in Zentraleuropa.
Begonnen hat das Unternehmen, das 320 Mitarbeiter beschäftigt und rund 60 Millionen Euro umsetzt, im Temperaturbereich von plus 23 bis plus acht Grad Celsius. Für Projektgeschäfte (Pizzen, Gemüse, Fertigprodukte) hat man auch Tiefkühlmöglichkeiten bis frostige Minus 27 Grad. „Ein Zehntelgrad Abweichung, und die Ware wird nicht mehr akzeptiert“, bringt Geschäftsführer Zechmann das auf dem Unternehmen lastende Risiko auf den Punkt.
Auch mit der Investition in Maria Lanzendorf sei Frigologo ein gewisses Risiko eingegangen, weil die 23.000 m2 Lagerfläche erst einmal bespielt werden müssen. Zechmann: „Die Konzentration geht weiter, wir müssen Schritt halten und weiter wachsen.“