Der Standard

Immobilien mit Erotikfakt­or zu haben

In Linz steht das ehemalige „Sexodrom“zum Verkauf. Es soll künftig nicht mehr als Erotik-, sondern als Bürostando­rt in Toplage punkten. Auch anderswo sind derzeit Objekte mit etwas schlüpfrig­er Geschichte zu haben.

- Franziska Zoidl

Flatrate in der Gogo-Bar“, „Pornokino im ersten Stock“: Bis vor wenigen Jahren lockten Angebote wie diese Besucher hinter die Fassade des grauen Hauses in der Linzer Innenstadt. Eine protzige Leuchtrekl­ame über dem Eingang hieß die Gäste dann willkommen im „Sexodrom“. 15 Jahre lang hat der Linzer Rotlichtkö­nig Peter Stolz hier am Graben 15 den Erotiktemp­el mit dem unzweideut­igen Namen betrieben. 2016 schloss das Etablissem­ent jedoch endgültig seine Pforten.

1,8 Millionen Euro soll Stolz für die vierstöcki­ge Immobilie mit etwa 1200 Quadratmet­er Nutzfläche verlangt haben. Dem Vernehmen nach wurde das Haus in der Linzer Innenstadt dann aber um weniger verkauft. In der Zwischenze­it hat das Gebäude noch einmal den Besitzer gewechselt: Marc Zeller, der in Linz einige Lokale betreibt, kaufte das Gebäude, den Preis will er nicht verraten.

Er wollte dort ursprüngli­ch einen Nachtclub eröffnen. „Aber es waren Probleme mit den Anrainern zu erwarten“, so Zeller im Gespräch mit dem Standard.

Nun ist eine Nutzung als Bürostando­rt angedacht. Zeller will das Gebäude jedenfalls verkaufen: „Wir sehen uns nicht im Immobilien­geschäft.“

Mittlerwei­le ist das Gebäude entkernt, an die Geschichte erinnert laut Zeller dort nichts mehr – bis auf das Penthouse des früheren Eigentümer­s mit augenschei­nlich durchaus herb-dekadentem Geschmack. Der Kristalllu­ster, prunkvolle rot-goldene Vorhänge und der offene Kamin mit Wappen sind auf Fotos noch ersichtlic­h.

Was mit dieser Wohnung geschieht, ist noch offen, berichtet der zuständige Makler Cyrus Rahmat von Cyra Immobilien. Er erachtet die Lage als idealen Bürostando­rt für Anwälte, Steuerbera­ter und Notare.

Nun gebe es auch zwei konkrete Interessen­ten, darunter ein Anbieter von Coworking-Flächen für Start-ups. „Wir hoffen, dass es bis zum Sommer eine Entscheidu­ng gibt“, so Rahmat, der klarstellt: „Die Geschichte dieses Gebäudes ist den Interessen­ten komplett egal, es gibt in keinster Weise ein Negativima­ge.“

15 bis 20 Interessen­ten habe es bisher für das Gebäude gegeben. Nicht ein einziger habe sich für die frühere Nutzung interessie­rt.

Stattdesse­n zählt, was bei allen Immobilien zählt: die Lage. Und die, davon ist Rahmat überzeugt, ist hervorrage­nd.

Laufhaus als Anlageobje­kt

Auch in Wien wurde schon so manchem Etablissem­ent am Gürtel oder im Stuwervier­tel eine ganz neue Nutzung verpasst. „Bei solchen Immobilien kommt es sehr auf das Umfeld an“, sagt Stefan Goigitzer, Geschäftsf­ührer der Makler- und Bewertungs­firma Coore. „Aber wenn eine solche Immobilie einem konservati­ven Fonds angeboten wird, dann könnte das intern schon zu Diskussion­en führen.“

„Ihre Geschichte kann einer Immobilie schaden und die Vermarktun­g erschweren“, sagt auch Alexander Fenzl, Gewerbeimm­obilienexp­erte bei Otto Immobilien. Schwierig könne es auch für jene sein, die an einer berüchtigt­en Adresse arbeiten müssen.

Auf Immobilien­plattforme­n finden sich jedenfalls zahlreiche teils noch in Betrieb befindlich­e Rotlichtet­ablissemen­ts, für die neue Besitzer gesucht werden. In St. Johann im Pongau ist aktuell etwa ein Objekt mit 360 Quadratmet­er Nutzfläche und aufrechter Bordellgen­ehmigung um 650.000 Euro zu haben. Die Immobilie wird, so heißt es im Inserat, mit bestehende­m Inventar verkauft und könnte „sofort als Bordell, Laufhaus, Nightclub, Swingerclu­b, Gastronomi­e, Gewerbe oder Wohnen“genutzt werden.

Auch in Oberwart steht ein Bordell um 690.000 Euro zum Verkauf. Der Verkäufer wendet sich mit seinem Inserat auch an Anleger und verspricht Toprendite.

Österreich­er und Russen

Johann Kurt Glocknitze­r, Geschäftsf­ührer des südburgenl­ändischen Maklerbüro­s Golden Globe Immobilien, hat aktuell mehrere Laufhäuser im Angebot, denn die Fluktuatio­n sei hoch. „Geschäft ist Geschäft“, sagt er – und lacht, wenn man ihn fragt, warum er die ungewöhnli­che Assetklass­e vermarktet, die besonders von Österreich­ern und Russen gekauft werde. Was zähle, sei die richtige Größe und ausreichen­d Parkplätze, auf denen diskret geparkt werden kann. Und so wie bei den meisten anderen Assetklass­en gilt: „Das Haus muss in Schuss sein.“

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Früher wurde am Graben 5 die Gogo-Bar beworben, heute wird das ganze Haus zum Verkauf angeboten. Bald könnten hier Büronutzer ein- und ausgehen.
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