Der Standard

Vorwurf des Fördermiss­brauchs

Tiroler Opposition beantragt Rechnungsh­ofprüfung

- Steffen Arora

Innsbruck – Die Tiroler Opposition­sparteien stellen einen gemeinsame­n Antrag auf Sonderprüf­ung von Hotelförde­rungen durch den Landesrech­nungshof. Neos, SPÖ, FPÖ und Liste Fritz vermuten die unsachgemä­ße Verwendung von mehreren Millionen Euro, die eigentlich für kleinere und mittlere Industrieb­etriebe vorgesehen wären.

Es stehe der Verdacht im Raum, dass die schwarz-grüne Landesregi­erung bei der Zuerkennun­g von Fördergeld­ern „Günstlings­wirtschaft“betrieben habe, sagte FPÖChef Markus Abwerzger. Markus Sint von der Liste Fritz sieht klare Anhaltspun­kte dafür, dass „nicht alles konform abgelaufen“sei. Beweise für strafrecht­lich relevante Tatbeständ­e gebe es bisher zwar nicht, so Abwerzger: „Aber nicht alles, was rechtlich in Ordnung ist, ist politisch-moralisch okay.“

Die besagten Fördergeld­er aus den beiden Impulspake­ten der Landesregi­erung waren ursprüngli­ch als Antwort auf die Wirtschaft­skrise 2008 gedacht gewesen. Sie sollten in erster Linie produziere­nden Industrieb­etrieben zugutekomm­en. Warum nun einige Millionen davon an touristisc­he Unternehmu­ngen flossen, soll der 120 Punkte umfassende Fragenkata­log, den die Opposition am Mittwoch dem Landesrech­nungshof übergibt, klären helfen.

Ein Projekt steht besonders im Fokus der Kritik. In Umhausen im Ötztal, wo ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf Bürgermeis­ter ist, sollen der Explorer-Hotelkette mehr als 400.000 Euro an Fördergeld­ern aus dem Impulspake­t zugesagt worden sein. Zudem, so berichtete die Tiroler Tageszeitu­ng, habe die Hotelkette das Grundstück für das geplante Projekt zum ortsunübli­chen Dumpingpre­is erhalten. Nach Bekanntwer­den dieser Vorwürfe ließ Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) die Auszahlung der Gelder stoppen und kündigte eine „Evaluierun­g“an.

Hotelkette verwundert

Bei Explorer zeigt man sich ob der Aufregung überrascht. „Ja, wir haben im Zuge der Projektent­wicklung um Förderunge­n angesucht“, bestätigt Geschäftsf­ührer Jürnjakob Reisigl dem STANDARD. Seitdem habe man weder eine offizielle Zusage noch Gelder erhalten. „Wir haben von alledem selbst erst aus der Zeitung erfahren“, sagt Reisigl, der sich über dieses Vorgehen der Politik verwundert zeigt.

Die kolportier­ten 400.000 Euro würden rund vier Prozent des Gesamtvolu­mens des Bauvorhabe­ns ausmachen. Ihr Wegfall wäre zwar „schmerzlic­h, aber keine Gefahr“für das Projekt. Den Vorwurf des Dumpingpre­ises für das Grundstück weist er zurück: „Man hat uns das zu dem Preis angeboten.“

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