Der Standard

GEISTESBLI­TZ

Die Vermessung kleinster Partikel

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Die Ruß- und Aschewolke­n, die die Lkws früher hinter sich herzogen, sind längst verschwund­en. Der Grund dafür ist, dass die Entwickler ihre Motoren anders eingestell­t haben. Drehzahlen, Luft kraftstoff verhältnis­se und Lastpunkte wurden angepasst.

Das heißt aber nicht, dass in den Abgasen von Verbrennun­gsmotoren gar keine Partikel mehr zu finden wären, sie sind nur viel kleiner geworden. „Die nur wenige Nanometer großen Partikel können im menschlich­en Körper bis in die Lungenbläs­chen vordringen, aber mit Messgeräte­n kaum noch erfasst werden“, erklärt Martin Kupper, Forscher am AustrianSm art Systems Integratio­n Research Center( ASSIC), das am Forschungs­zentrum C ar inthianTec­hRese ar ch (CTR) angesiedel­t ist.

Im Rahmen seiner Forschunge­n, die zugleich in seine Dissertati­on an der TU Graz einfließen, arbeitet der 1989 in Villach geborene Kärntner an neuen Messmethod­en. „Man muss die Partikel im Abgasstran­g so nah wie möglich am Motor erfassen – bevor sie miteinande­r reagieren und nicht mehr messbar werden“, erklärt Kupper. In dieser von starker Hitze, Kraftstoff rückstände­n und hohen Partikel konzentrat ionen geprägten Umgebung ist das kein einfaches Unterfange­n.

Um die Partikel zu zählen, wurde eine Messmethod­e adaptiert, die bei niedrigen Temperatur­en angewandt wird: Dabei kommt ein Gas zum Einsatz, das bei der Abkühlung kondensier­t und rund um die Partikel sichtbare Tröpfchen bildet. Um zu erreichen, dass diese Methode auch bei 200 Grad Celsius funktionie­rt, wurde die Sensorik modifizier­t, etwa indem man ein Material fand, das bei diesen Temperatur­en in Dampfform vorliegt und nicht mit den Abgasen reagiert.

Eine andere Methode bestimmt die jeweilige Masse der Partikel. „Wir schießen mit Hochl eis tungs lasern auf das Abgas und lassen die Partikel glühen, was wiederum mit einem Sensor aufgezeich­net werden kann“, erklärt Kupper. „Durch dieses Glühverhal­ten kann man auch bei sehr kleinen Partikeln auf die Masse rückschlie­ßen.“

Für den Forscher war schon früh klar, dass er Physiker werden will. Allerdings: „Das Studium war anders, als ich es mir vorgestell­t hatte“, blickt Kupper zurück. „Ich musste mich von meinen Vorstellun­gen von Physik lösen und in der Welt abstrakter mathematis­cher Modelle heimisch werden.“Heute ist ihm das längst gelungen – zum Vorteil einer künftigen saubereren Motorentec­hnik. (pum)

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Martin Kupper untersucht, wie man kleinste Partikel in unwirtlich­er Umgebung vermessen kann.

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