Game over bei der Bildung
Das Szenario ist düster: In 20 Jahren wird es an Europas Unis nur noch mittelmäßige Professoren und massenhaft Studierende geben, aber keine Lehrkräfte und Assistenten mehr. Wie ist es dazu gekommen? Seit Jahren stehen die Unis unter Druck, unternehmerisch zu sein. Was auf der einen Seite die dringend notwendige Entstaubung der Institute erwirkte, zog auf der anderen Seite einen langen Schatten nach sich: den Abbau des akademischen Mittelbaus.
Die Professoren sind unverzichtbar. Und die hohen Studierendenzahlen bedeuten mehr Förderung. Bei steigendem Finanzdruck locken heute billige PhD-Stipendien viel zu viele junge Menschen in ein krankes System, das auf prekären Kurzzeitverträgen aufbaut. Mit 35 in der Nachwuchsförderung, mit 40 die „Juniorprofessur“: Aufgrund der Kettenvertragsregelung darf der ewige Nachwuchs gar nicht ewig von einer befristeten Stelle in die nächste verschoben werden. Was als Schutz des Mittelbaus vor Befristung erdacht wurde, hat sich als fieser Bumerang erwiesen: Niemand bekommt einen unbefristeten Vertrag. Wer nach Jahren im arbeitsrechtlichen Prekariat keine Professur ergattert hat, für den ist Game over. Ausgebildet.
Dieses Schicksal trifft nicht vermeintliche Minderleister. Es sind die intellektuellen Speerspitzen der EU, die mit Mitte 40 vor dem Ruin stehen. Nicht, weil sie faul oder ungeschickt wären. Ihr einziger Fehler war es, sich für eine wissenschaftliche Karriere zu entscheiden. Junge Menschen, die sich eine faire Karrierechance geben wollen, nehmen schon heute beim Einblick in die Strukturen Reißaus. Übrig bleiben in zwanzig Jahren nicht die klügsten Köpfe. Wenn nicht rasch ein radikales Umdenken stattfindet und der Mittelbau wieder gestärkt wird, sieht es für die Hochschulbildung düster aus.