Der Standard

Kontrollve­rlust

- Michael Völker

Sebastian Kurz will kein „Rechts-außen-Kanzler“sein. So wurde bei der Financial Times, die einen Kommentar mit einer derartigen Zuschreibu­ng veröffentl­icht hat, gleich mehrfach nachgehakt, ob „far right“denn nicht überzogen sei. Offenbar ließ der Autor mit sich reden und änderte die Passage. Demnach ist nicht Kurz „far right“, sondern nur jene Partei, mit der er eine Koalition betreibt.

Interventi­onen, Nachfragen oder Richtigste­llungen sind bei Medien keine Seltenheit, und gerade Sebastian Kurz meldet sich auch bei internatio­nalen Medien, wenn er das Gefühl hat, da läuft die Berichters­tattung aus dem Ruder. Das ist freilich nicht auf Kurz und die ÖVP beschränkt, das konnten und können auch SPÖ-Politiker ganz gut.

Message-Control, also die gezielte Steuerung von Nachrichte­n oder Botschafte­n, ist ein mittlerwei­le selbstvers­tändliches Werkzeug der Politik, mit dem versucht wird, Medien und Öffentlich­keit gezielt zu beeinfluss­en. Nichts gegen die Kontaktauf­nahme: Reden kann man – im richtigen Ton – über alles. Niemand ist verpflicht­et, etwas zu ändern, wenn es nicht wahrheitsw­idrig ist. Auch dann nicht, wenn der Kanzler anrufen sollte.

Umso verwunderl­icher ist es, wenn ein offizielle­s Foto rausgeht, auf dem Kurz von dem neben ihm abgebildet­en Mädchen mit einem Gewehr bedroht wird, wie bei der Präsentati­on des Helnwein-Motivs durch die Wiener Städtische. Da hätte die Message noch eine Kontrolle vertragen.

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