„Was für eine Überheblichkeit“
Seit zehn Jahren vergibt der Verbund Frauenstipendien an der TU Wien – Vorstandschef Anzengruber wirft sich persönlich ins Zeug
Wien – Vor 99 Jahren durften Frauen erstmals an der Technischen Universität in Wien studieren – allerdings nur, „sofern sie Männer nicht behindern“, war damals schriftliche Auflage. Der Präsident des Alumni-Clubs, VerbundVorstandschef Wolfgang Anzengruber, erinnerte daran anlässlich der Vergabe der zehnten VerbundFrauenstipendien, mit denen Technikstudierende alljährlich gefördert werden. Anzengruber zieht den Bogen: „Wir müssen dorthin kommen in naher Zukunft, dass Frauenstipendien kein Thema mehr sind, weil weibliche Studierende in technischen Studienrichtungen ganz normal geworden sind – es ist ja eine Skurrilität, dass wir auf 50 Prozent der Kompetenzen verzichten, was ist das eigentlich für eine Überheblichkeit?“, so der absolvierte Ma- schinenbauer. Jedenfalls: Für das kommende Jahr gibt es sie noch, diese Stipendien – Said Awad, der nach einem Unfall und Lähmungsfolgen sein Maschinenbaustudium wiederaufnehmen will, steht ein Sonderstipendium zur Verfügung. Barbara Sarközi (Software & Information Engineering), Konstanze Altenburger (Bauingenieurwesen) und Simone Schuler (Elektrotechnik) sind die drei Frauen, die aktuell 5000 Euro plus Begleitung erhalten.
Für Vizerektorin Anna Steiger, die lieber von Genderkompetenz als von „Frauenförderung“spricht, sind solche Stipendien „wichtig, damit Frauen sich einen Teil des sehr gute bezahlten Jobkuchens holen können“. Dass dazu auch Humor gehört, lebte CEO Anzengruber bei der Verleihung vor. (kbau)
Am besten wäre natürlich barrierefrei – aber wenn man etwas tut, das Spaß macht, ist das eigentlich bezahlte Freizeit. Said Awad Nehmen Sie Abstand von Karriereplänen, nehmen Sie lieber Chancen wahr, die kommen. Pionierarbeit war für mich immer spannend. Wolfgang Anzengruber Wir Universitäten leben vor, was in anderen Unternehmen auch Platz finden wird müssen: Mitbestimmung der Mitarbeiter. Anna Steiger Flexibilität und Vereinbarkeit sind doch nicht nur für Frauen wichtig, das wollen Männer doch genauso. Simone Schuler Der Umgang im Büro ist wichtig – und die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ich lerne ja alles neu, das darf nicht peinlich sein. Konstanze Altenburger