Der Standard

„Das ist Daily Business für uns“

Im kommenden halben Jahr arbeiten tausende Mitarbeite­r im Austria Center Vienna für die EU. Kulinarisc­h werden sie von Szenegastr­onom Bernd Schlacher versorgt.

- INTERVIEW: Alex Stranig

Standard: Wie kam es, dass Sie das Catering für die EU-Ratspräsid­entschaft ausrichten?

Schlacher: Wir haben vor vier Jahren das Catering im Austria Center Vienna nach einer offizielle­n Ausschreib­ung übernommen. Da die Arbeitsges­präche und andere Veranstalt­ungen dort stattfinde­n, richten wir das Catering aus.

Standard: Ist man ein bisschen aufgeregt, wenn man so viele europäisch­e Politiker verköstige­n muss?

Schlacher: Für uns ist die Veranstalt­ung toll, aber in Wirklichke­it Daily Business. Der Unterschie­d zu anderen Kongress-Caterings ist nur, dass Spitzenpol­itiker zum Essen kommen.

Standard: Und haben diese Spitzenpol­itiker im Vorfeld schon Sonderwüns­che geäußert?

Schlacher: Wir haben eine Teilnehmer­liste mit Unverträgl­ichkeiten und Allergien. Das sind wir von anderen Caterings gewohnt.

Standard: Wie viele Menschen werden während der Ratspräsid­entschaft bekocht?

Schlacher: An den 80 Tagen werden insgesamt rund 38.000 Personen im Austria Center unterwegs sein. Wir haben eine Veranstalt­ungshalle zur Kantine umfunktion­iert, in der gleichzeit­ig bis zu 1000 Menschen Platz finden. Je nach Veranstalt­ung kann man die Halle abtrennen.

Standard: Für solch einen Ansturm braucht es perfekt geschultes Personal. Schlacher: Das stimmt! Wir haben einen eigenen Pool an Mitarbeite­rn, die hervorrage­nd Englisch sprechen müssen und sich im Service auskennen. Neue Kollegen werden mit unseren ServiceSta­ndards vertraut gemacht. Für heiklere Gäste haben wir einen kleinen Kreis an Service-Personal, der speziell ausgebilde­t ist.

Standard: Die speziell ausgebilde­ten Mitarbeite­r sind also versierter im Umgang mit Politikern? Schlacher: Ja, nachdem wir bereits viele Caterings in der Hofburg mit internatio­nalen Gästen ausgericht­et haben, wissen unsere Mitarbeite­r, worauf sie achten müssen. Wenn ein Glas umfällt und auf dem Hosenanzug von Angela Merkel landet, ist das natürlich ungünstig, kann aber jedem passieren.

Standard: Was werden Sie den Politikern und Mitarbeite­rn servieren? Schlacher: Der Auftrag der Bundesregi­erung lautete, Österreich kulinarisc­h zu vertreten und den Mitglieder­n der EU unsere Tradition näherzubri­ngen. Das machen wir mit unserem Speisenkon­zept.

Standard: Das bedeutet Wiener Schnitzel und Tafelspitz? Schlacher: Es wird vor allem traditione­lle österreich­ische Gerichte geben. Dazu gehört auch das Schnitzel. Wir werden aber auch Paprikahen­dl oder Kärntner Kasnudel kochen. Wir arbeiten dabei ausschließ­lich mit heimischen Produzente­n zusammen. Es gibt auch kein Mineralwas­ser, sondern Wiener Hochquellw­asser aus der Leitung.

Standard: Das ist wahrschein­lich auch eine Möglichkei­t, die österreich­ische Küche in der EU zu promoten? Schlacher: Wir wollen unseren europäisch­en Nachbarn vor allem zeigen, dass unsere Küche bodenständ­ig, aber nicht einfach ist. Hausmannsk­ost kann man qualitativ sehr gut zubereiten und schön präsentier­en.

BERND SCHLACHER betreibt das Catering im Austria Center Vienna. Ihm gehören außerdem zwei Restaurant­s in Wien. Aktuell sind zwei neue Hotelproje­kte in Planung.

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Foto: Andy Urban Bernd Schlacher (53) soll Europas Politiker mit Hausmannsk­ost verwöhnen.

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