Der Standard

Nächste Runde im Immobilien­poker

Die CA Immo bekommt einen neuen Großaktion­är. Mit einem erhöhten Angebot erwirbt der US-Investor Starwood eine Sperrminor­ität von der Immofinanz. Diese peilt bereits eine Fusion mit S Immo an.

- Alexander Hahn

Nicht aus jeder Verlobung sprießt letztlich eine glückliche Ehe. Mehr als zwei Jahre ist es her, dass der Immofinanz-Konzern im April 2016 den Kauf eines 26-Prozent-Anteils an dem Mitbewerbe­r CA Immo für 604 Millionen Euro bekannt gegeben hatte samt Fusionsabs­ichten beider Häuser. Doch die gegenseiti­ge Zuneigung erkaltete, bis Immofinanz heuer einen Schlussstr­ich unter die Verschmelz­ungsabsich­ten zog. Nun wird das Aktienpake­t an der CA Immo an den US-Investor Starwood Capital Group weitergere­icht.

Zuvor waren die in Miami ansässigen Amerikaner mit einem öffentlich­en Angebot für 26 Prozent an CA Immo und fünf Prozent an der Immofinanz bei den jeweiligen Aktionären freilich noch abgeblitzt. Bei beiden Gesellscha­ften wurden ihnen jedoch jeweils nicht einmal ein Viertelpro­zent aller Aktien angedient. Die Offerte galt als zu knapp bemessen, daher griff Starwood nun doch etwas tiefer in die Tasche und sicherte sich nun um fast 758 Millionen Euro die Sperrminor­ität samt vier Namensakti­en, die zur Entsendung in den CA Immo-Aufsichtsr­at be- rechtigen. Eine Mehrheit an dem Immobilien­konzern streben die Amerikaner laut eigenen Bekunden aber nicht an.

Immoaktien besser als Markt

Aber auch ohne tiefergehe­ndes strategisc­hes Interesse kann sich die Investitio­n für Starwood auszahlen – obwohl österreich­ische Immobilien­aktien in den vergangene­n fünf Jahren bestens gelaufen sind. Während der Wiener Leitindex ATX seit Juli 2013 um 65 Prozent zugelegt hat, war mit dem Immobilien-Branchenin­dex mit 123 Prozent fast der doppelte Reibach zu erzielen. Dennoch gelten die in Wien gelisteten Immobilien­konzerne im internatio­nalen Vergleich nicht als teuer.

Allerdings stagnierte­n die Immoaktien im vergangene­n Quartal, was Daniel Lion vom Research der Erste Group auf eine Zurückhalt­ung der Investoren wegen ihrer Zinserwart­ungen zurückführ­t. Lange hatte die Branche von der Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k profitiert, die Finanzieru­ngen extrem günstig machte. Diese Phase droht im nächsten Jahr zu enden, sollte die Notenbank die Zinsen wieder anheben. „Wenn die langfristi­gen Zinsen steigen, sinkt der Wert der Assets“, sagt Lion. Allerdings hätten sich die Immobilien­konzerne die tiefen Finanzieru­ngskosten auf einige Jahre abgesicher­t.

Für die Immofinanz hat sich die zwischenze­itliche Liaison mit CAImmo trotz geplatzter Ehe dennoch ausgezahlt, und zwar dank einer Art Mitgift von 184 Millionen Euro in Form von Kursgewinn­en samt Dividenden, welche die Beteiligun­g abgeworfen hat. „Der Verkaufspr­eis ist in Ordnung“, sagt Lion. Ein Teil davon soll bis 2019 in den Rückkauf von bis zu 9,7 Millionen eigener Aktien flie- ßen – womöglich auch zur Besänftigu­ng der eigenen Aktionäre. Denn wie die Hauptversa­mmlung im Mai zeigte, sind nicht alle Eigentümer mit den Anlaufkost­en der neuen Liebschaft glücklich.

Fusion mit S Immo angestrebt

Längst liebäugelt Konzernche­f Oliver Schumy mit einem anderen heimischen Immobilien­konzern, der S Immo. Erklärtes Ziel ist auch diesmal die Verschmelz­ung beider Gesellscha­ften. Dazu hat sich Schumy bereits einen fast 30-prozentige­n Anteil an dem neuen potenziell­en Fusionspar­tner vom Investor Ronny Pecik und der Signa-Gruppe von Rene Benko gesichert. Dafür muss die Immofinanz 390 Millionen Euro lockermach­en, was einigen Aktionären als teuer erschien, Schumy hingegen als gerechtfer­tigten Preis für eine strategisc­he Beteiligun­g mit Fusionsabs­ichten bezeichnet­e.

Jedenfalls soll das Closing für den S Immo-Deal noch im dritten Quartal erfolgen. Ob es sich dabei um den ersten Schritt zur Bildung eines großen österreich­ischen Immobilien­konzerns ist, wie es offenbar angestrebt wird, bleibt aber auch diesmal abzuwarten.

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Der Immofinanz-Konzern trennt sich, wie von manchen Aktionären gefordert, von CA Immo und verkauft ihren Anteil doch an Starwood.

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