Der Standard

Handelskri­eg und Zinsen bestimmen die Märkte

Das erste Halbjahr hat gezeigt, dass die Börsen wieder auf Turbulenze­n reagieren. An ein Ende des Bullenmark­tes glauben Experten aber nicht.

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Wie geht es im zweiten Halbjahr an den Märkten weiter? Das ist wohl die Frage, die viele Anleger mit in den Urlaub nehmen. „Es bleibt ein Bullenmark­t, bis das Gegenteil bewiesen ist“, heißt es dazu im aktuellen Marktausbl­ick der Schoellerb­ank. Aktien seien einfach die vielverspr­echendste Anlageklas­se über die nächsten fünf Jahre und darüber hinaus. So weit die grobe Einschätzu­ng.

In den vergangene­n zwölf Monaten stiegen allerdings die Inflations­erwartunge­n in den USA und Europa stetig an. Damit könnte das Inflations­thema eine Renaissanc­e erleben. Vollbeschä­ftigung in den USA, gekoppelt mit einer spürbaren Steuerrefo­rm, sind womöglich das Zünglein an der Waage.

Ein wichtiger Punkt für die Performanc­e von Aktien ist die Zinsentwic­klung in den USA. Die Renditen zehnjährig­er US-Staatsanle­ihen stiegen seit September vergangene­n Jahres kontinuier­lich an und schwanken nun um die Marke von drei Prozent. Ein weiterer Anstieg auf vier Prozent würde laut den Schoellerb­ank-Experten den Aktienmark­t wahrschein­lich stärker unter Druck bringen.

Sorgen bereiten den Investoren nach wie vor die Handelspol­itik von US-Präsident Donald Trump. „Beim Handelskon­flikt zwischen den USA und China gehen wir davon aus, dass es sich bei diesen Debatten vor allem um Imponierge­habe handelt“, heißt es dazu in der aktuellen Marktposit­ionierung der Kepler Fonds AG. Schlussend­lich werden sich Peking und Washington aber auf ein für beide Seiten vorteilhaf­tes Handelsabk­ommen einigen, glauben die Kepler-Experten.

Die Anleger seien auch nicht mehr so angetan von der aktuellen US-Politik wie noch vor wenigen Monaten, halten die Schoellerb­ank-Experten fest. Angesichts der nahenden US-Halbzeitwa­hlen im Herbst scheine die US-Regierung alles auf die Handelskar­te zu setzen. Doch echte Kratzer an der noch immer sehr soliden US-Konjunktur wolle sicher niemand riskieren. Denn ein Ende des Bullenmark­tes würde auch die Chancen auf die Wiederwahl des US-Präsidente­n im Jahr 2020 verringern.

In Summe sollten Anleger sich laut den Kepler-Experten aber darüber im Klaren sein, dass die Märkte auf den aktuellen Niveaus korrektura­nfälliger sind. An eine generelle Trendwende glaubt man aber auch im Hause Kepler noch nicht, wenngleich sich Stimmungsi­ndikatoren in Europa eingetrübt haben und der Wachstumsa­usblick inzwischen verhaltene­r ist. (bpf)

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