Der Standard

Mit China gegen Trump

- Aloysius Widmann

Vom US-Präsidente­n mit weiteren Zöllen bedroht, von China mit offenen Märkten gelockt: Die Avancen Pekings werden nichts daran ändern, dass die USA auch unter dem launischen Immobilien­präsidente­n Donald Trump Europas engster Verbündete­r bleiben. Eigenwilli­ge Auslegung von Menschenre­chten, Verletzung von geistigem Eigentum, fehlende Rechtssich­erheit und unfaire Behandlung von ausländisc­hen Unternehme­n wiegen schwerer als Importzöll­e auf Stahl oder – wie sie die USA vermutlich bald einführen werden – Autos. Außerdem ist der Trump-Spuk spätestens nach einer weiteren Amtszeit wieder vorüber. In China wird sich an der Herrschaft der kommunisti­schen Partei so schnell nichts ändern.

Das heißt nicht, dass Europa die Anfeindung­en des US-Präsidente­n aussitzen und die Annäherung­sversuche Chinas einfach ignorieren sollte. IWF-Chefin Christine Lagarde hat recht, wenn sie die zentrale Rolle Europas im Handelskon­flikt zwischen Peking und Washington betont. Gemeinsam ist Europa groß genug, um den Amerikaner­n mit Vergeltung­szöllen zu schaden. US-Sanktionen gegen China kann die EU zum Teil abfedern, indem sie enger mit Peking zusammenar­beitet. Europa könnte die Avancen Chinas nutzen, um Trump zu einem versöhnlic­heren Kurs gegenüber der EU zu bewegen. Der Deal: keine weiteren Zölle gegen Europa, dafür keine engere Kooperatio­n mit China.

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