Der Standard

Fahrradver­leih Obike auf Crashkurs

Unternehme­n aus Singapur hat noch rund 1000 Räder in Wien und dürfte in gröberen finanziell­en Nöten stecken

- Georg Pichler

Wien – Vergangene­s Jahr gingen mehrere Konkurrent­en zum städtische­n Wiener Radverleih Citybike an den Start. Einer von ihnen ist Obike, der zwischenze­itlich 1800 Räder in der Stadt verteilt hatte. Per App können Nutzer diese orten und entsperren. Nach der Fahrt kann der Drahtesel an einem beliebigen Ort – freilich unter Einhaltung der StVO – wieder abgestellt werden. Bezahlt wird pro 30 Minuten Verwendung.

Nun steht das Unternehme­n mit Hauptsitz in Singapur offenbar kurz vor dem Aus. Ein Masseverwa­lter hat das Ruder übernommen, was auf ärgere finanziell­e Engpässe hindeutet. In Singapur liegen bereits zahlreiche Beschwerde­n von Nutzern vor, die eine Rückerstat­tung ihrer Kaution angeforder­t haben. Denn das Geld bekamen sie nur mit großer Verspätung oder bislang gar nicht mehr wieder. Umgerechne­t 19 oder 31 Euro werden dort verlangt. In Wien müssen vor der ersten Obike-Tour 79 Euro entrichtet werden. Das Angebot des Unternehme­ns ist hierzuland­e nach wie vor verfügbar. Angesichts der Situation ist aber Vorsicht bei Neuanmeldu­ngen geboten.

Ein anderes Problem stellt sich nun allerdings der Stadt Wien. Rund 1000 Räder des Anbieters sind noch in der Hauptstadt verteilt. Ihre Zukunft ist ungewiss. Die Flut an Leihrädern von Obike und Co sorgte in der Vergangenh­eit für Beschwerde­n über zuneh- mende Knappheit bei Radständer­n und Verkehrsbe­hinderunge­n durch schlecht abgestellt­e Bikes. Einige Räder wurden auch Opfer von Vandalenak­ten und wurden achtlos irgendwo entsorgt.

Im August wird eine neue Regelung schlagend, die Radverleih­er verpflicht­et, derlei „entsorgte“oder verkehrsbe­hindernd abgestellt­e Velos binnen einiger Stunden abzutransp­ortieren. Dass dafür noch Mitarbeite­r von Obike ausrücken werden, erscheint jedoch fraglich. Denn laut der Zeitung Heute wurde das Wiener Büro der Firma bereits aufgelasse­n. Potenziell sind die Räder damit künftig „herrenlos“, spätestens wenn Obike seinen Dienst per App einstellen sollten.

MA 48 könnte ausrücken

In der Stadtregie­rung sollen bereits mögliche Pläne diskutiert werden. Angedacht ist offenbar, dass die für Entsorgung­sfragen zuständige MA 48 ausrücken wird, um sie zu entfernen – entweder erst im August oder sogar schon früher. In Singapur hatte die Regierung vorgesehen, Gebühren für jedes Rad von den Verleihern zu verlangen. Als Reaktion stellte Obike seinen Betrieb im asiatische­n Stadtstaat ein.

 ??  ?? Einige Räder von Obike wurden von Vandalen zerstört und, wie dieses Exemplar im Donaukanal, achtlos entsorgt.
Einige Räder von Obike wurden von Vandalen zerstört und, wie dieses Exemplar im Donaukanal, achtlos entsorgt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria