Fahrradverleih Obike auf Crashkurs
Unternehmen aus Singapur hat noch rund 1000 Räder in Wien und dürfte in gröberen finanziellen Nöten stecken
Wien – Vergangenes Jahr gingen mehrere Konkurrenten zum städtischen Wiener Radverleih Citybike an den Start. Einer von ihnen ist Obike, der zwischenzeitlich 1800 Räder in der Stadt verteilt hatte. Per App können Nutzer diese orten und entsperren. Nach der Fahrt kann der Drahtesel an einem beliebigen Ort – freilich unter Einhaltung der StVO – wieder abgestellt werden. Bezahlt wird pro 30 Minuten Verwendung.
Nun steht das Unternehmen mit Hauptsitz in Singapur offenbar kurz vor dem Aus. Ein Masseverwalter hat das Ruder übernommen, was auf ärgere finanzielle Engpässe hindeutet. In Singapur liegen bereits zahlreiche Beschwerden von Nutzern vor, die eine Rückerstattung ihrer Kaution angefordert haben. Denn das Geld bekamen sie nur mit großer Verspätung oder bislang gar nicht mehr wieder. Umgerechnet 19 oder 31 Euro werden dort verlangt. In Wien müssen vor der ersten Obike-Tour 79 Euro entrichtet werden. Das Angebot des Unternehmens ist hierzulande nach wie vor verfügbar. Angesichts der Situation ist aber Vorsicht bei Neuanmeldungen geboten.
Ein anderes Problem stellt sich nun allerdings der Stadt Wien. Rund 1000 Räder des Anbieters sind noch in der Hauptstadt verteilt. Ihre Zukunft ist ungewiss. Die Flut an Leihrädern von Obike und Co sorgte in der Vergangenheit für Beschwerden über zuneh- mende Knappheit bei Radständern und Verkehrsbehinderungen durch schlecht abgestellte Bikes. Einige Räder wurden auch Opfer von Vandalenakten und wurden achtlos irgendwo entsorgt.
Im August wird eine neue Regelung schlagend, die Radverleiher verpflichtet, derlei „entsorgte“oder verkehrsbehindernd abgestellte Velos binnen einiger Stunden abzutransportieren. Dass dafür noch Mitarbeiter von Obike ausrücken werden, erscheint jedoch fraglich. Denn laut der Zeitung Heute wurde das Wiener Büro der Firma bereits aufgelassen. Potenziell sind die Räder damit künftig „herrenlos“, spätestens wenn Obike seinen Dienst per App einstellen sollten.
MA 48 könnte ausrücken
In der Stadtregierung sollen bereits mögliche Pläne diskutiert werden. Angedacht ist offenbar, dass die für Entsorgungsfragen zuständige MA 48 ausrücken wird, um sie zu entfernen – entweder erst im August oder sogar schon früher. In Singapur hatte die Regierung vorgesehen, Gebühren für jedes Rad von den Verleihern zu verlangen. Als Reaktion stellte Obike seinen Betrieb im asiatischen Stadtstaat ein.