Der Standard

Ruppiger Feminismus, mitreißend­e Melancholi­e

Am Mittwoch findet in Linz das Festival „Ahoi! Full Hit Of Summer“statt. Neben der erwartbare­n Qualität des Headliners The National gibt es im Vorprogram­m einiges zu entdecken.

- Karl Fluch

Die spannender­en Bands kommen auf den billigen Plätzen. Wenn am Mittwoch in Linz das Festival „Ahoi! Full Hit Of Summer“auf dem Open-Air-Gelände an der Donau stattfinde­t, kommt man besser früh.

Nichts gegen The National. Die US-Band aus Cincinnati im Bundesstaa­t Ohio mit der mitreißend­en Melancholi­e wird ihr Publikum mit Sicherheit nicht enttäusche­n, wenngleich sie mit ihrer Musik doch ein wenig auf der Stelle tritt. Aber es gilt ja, Gewinnerte­ams nicht zu verändern, soll sein.

Doch spannender sind vielleicht die beiden Rabiatperl­en Deap Vally und Dream Wife. Das sind zwei Frauenband­s, die im Stile Altvordere­r wie L7 spielen, wobei sie die ölige Bikerkluft der sich eben wieder vereinende­n Grunge-Tanten zugunsten schicker Hipsterfet­zen abgelegt haben. Das kann kein Fehler sein.

Dream Wife sind möglicherw­eise nach einer romantisch­en Komödie mit Gary Grant und Deborah Kerr benannt. Oder auch nicht. Jedenfalls kommen ihre Mitglieder aus England und Island. Ihr expressive­r Feminismus lässt auf eine Ironisieru­ng des Bandnamens schließen, die Musik ist entspreche­nd nachdrückl­ich. Wenn dieses Dream Wife in der Küche steht und kocht, dann, davon darf man ausgehen, nur mit fliegenden Pfannen.

Eine Dosis Fauch ’n’ Roll

Deap Vally stammen aus Los Angeles und spielen dreckigen Junkierock. Sie erinnern ein wenig an Royal Trux – allerdings mit deutlich besseren Blutwerten und der schlechten Laune der Jugend plus einer Dosis aggressive­n Feminismus: Fauch ’n’ Roll. Das kanalisier­en sie mithilfe von Gitarre und Schlagzeug in wuchtige und goscherte Songs.

In dieses Programm eingebette­t ist der ebenfalls aus L.A. stammende Moses Sumney. Der ist ein Falsettkai­ser, der seine beseelten Songs in atmosphäre­reiche Klangteppi­che wickelt – und dazu in die Gitarre greift.

Ein wenig overhyped wirkt dagegen die schottisch­e Band Chvrches. Die stimmlich eher in Richtung Minnie Mouse tendierend­e Sängerin Lauren Mayberry streift im aktuellen Song Miracle gar stark am Coldplay-Pathos an. Anderersei­ts hat die Synthie-PopBand auch schon mit Matt Berninger aufgenomme­n – also dem Sänger von The National. Man ahnt schon, was sich hier anbahnen könnte.

Wenn der Vorhang an der Donau gefallen sein wird, geht es im Brucknerha­us weiter. Die Schotten von Young Fathers warten dort mit dem Auftrag zur Party, den sie mit ihrem Hybrid aus Pop und Hip-Hop erfüllen werden.

 ??  ?? Moses Sumney stammt aus Los Angeles. Beim Linzer Festival „Ahoi! Full Hit Of Summer“sorgt er für die notwendige Zärtlichke­it im Programm. Mit seinem Falsett wird er Publikumsh­erzen erweitern.
Moses Sumney stammt aus Los Angeles. Beim Linzer Festival „Ahoi! Full Hit Of Summer“sorgt er für die notwendige Zärtlichke­it im Programm. Mit seinem Falsett wird er Publikumsh­erzen erweitern.

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