AUA-Kollektivvertrag geplatzt, Flugausfälle im Juli drohen
Gewerkschaft kündigt Betriebsversammlungen an
Wien – Der Abschluss des neuen Kollektivvertrags (KV) für das AUA-Bordpersonal ist vorerst gescheitert – dabei hatte es zuletzt gut ausgesehen. Am 1. Mai hatte man sich auf die Eckpunkte geeinigt, in den vergangenen Wochen verhandelte man Details. Jetzt werfen die Verhandlungsparteien, Gewerkschaft und Management, einander vor, mit inakzeptablen Nachforderungen eine Unterschrift zu verunmöglichen.
„Das Unternehmen wollte offenbar sicherstellen, dass die 60-JahrFeier der AUA Mitte Mai planlos und ohne Störungen über die Bühne gehen kann“, sagt Vida-Ge- werkschafter Johannes Schwarcz. Bei der AUA hingegen zeigt man sich von der Aussage, der KVAbschluss wackele kräftig, „überrascht“und verständnislos, wie ein Sprecher sagt.
Konkrete Streitpunkte sind unter anderem Mehrleistungszuschläge für Teilzeitkräfte an Bord: „Ein letzter Punkt und ein kleines Detail“, so sieht es die AUA. „Ein Affront“, kontert die Gewerkschaft und stellt dem AUA-Management die Rute ins Fenster.
Ende Juli, also ausgerechnet zur Hauptreisezeit, droht man mit Betriebsversammlungen, was wiederum Flugausfälle zur Folge haben würde. Das in einer Zeit, in der es im Flugreiseverkehr ohnehin mehr als genug Störungen gibt. Verspätungen, Streiks, Annullierungen nehmen zu, auch weil die Airlines sehr knapp kalkulieren. Flugausfälle gäbe es bei der AUA heuer nicht zum ersten Mal. Schon im Frühjahr hatten die KV-Verhandlungen zu Streichungen geführt.
Bei der Airline hofft man, dass es nicht noch einmal so weit kommt und dass „vor einer Eskalation“eine Lösung am Verhandlungstisch gefunden wird. (red)
Bei der AUA stehen die Zeichen wieder auf Sturm. Der Abschluss des neuen Kollektivvertrags (KV) für das Bordpersonal ist vorerst geplatzt. Johannes Schwarcz ist empört. Immerhin habe man sich auf die Eckpunkte bereits geeinigt, klagt der Vida-Gewerkschafter und stellt dem Management die Rute ins Fenster. Ausgerechnet zur Hauptreisezeit Ende Juli will man Betriebsversammlungen einberufen. Was das heißt, haben einige noch gut in Erinnerung: Schon im Frühjahr haben die KV-Verhandlungen für Flugausfälle gesorgt.
Ein Störfeuer mehr also im ohnehin getrübten Luftfahrthimmel: Verspätungen, Flugausfälle, Streiks gehören – so scheint es – fast schon zum Rahmenprogramm. Diesen Donnerstag etwa legen Ryanair-Piloten in Irland die Arbeit nieder. Bei viel Glück sind Flüge nach Wien und Salzburg davon nicht betroffen. Das Fluggastrechteportal EU-Claim legte im April eine Analyse vor, wonach allein zwischen 5. März und 13. April 4166 Flüge annulliert wurden oder mehr als drei Stunden zu spät landeten. Die AUA-Mutter Lufthansa und deren Billigtochter Eurowings wandten sich im Juni sogar mit einer schriftlichen Entschuldigung an ihre Kunden. Die eigene Pünktlichkeit sei auf ein „inakzeptables Niveau gesunken“.
Doch was ist der Grund für den vielen Sand im Getriebe? Und ist die Situation wirklich so schlimm? Von Chaos will FlughafenWien-Chef Julian Jäger nicht sprechen. Von zunehmenden Problemen aber sehr wohl. Neben Streiks macht er dafür ein Bündel an Faktoren verantwortlich. Zum Beispiel den zunehmenden Flugverkehr: „Zum Teil kommt es zu den Verspätungen, weil der Luftraum über Deutschland überlastet ist.“Was er nicht sagt: Die Airlines kalkulieren zu knapp, um zu sparen. Ersatzflugzeuge und Ersatzcrews verursachen Kosten, dort spart man besonders. Jedes technische Problem landet also direkt beim Fluggast. Dazu kommt, dass die Flugpläne auf dem Reißbrett entstehen, die Airlines pla- nen zu kurze Bodenzeiten ein, wie auch Ulrike Weiß, Konsumentenschützerin der Arbeiterkammer Oberösterreich bestätigt. Die Zahl der Beschwerden über Verspätungen ist laut Weiß in den letzten drei, vier Jahren gestiegen. Da ist etwa die Familie, die kurzerhand einen Wochenendtrip nach Mallorca einschob. Zu verlockend waren die günstigen Tickets. Leider wurde aus der erhofften Erholung letztlich echter Stress. Man hat sich bei der Rückgabe des Leihautos etwas in der Zeit verkalkuliert und war zwei Minuten zu spät beim Boarding. Pech gehabt und selbst schuld. Dass es den fuchsteufelswilden Rückreisewilligen in der Schlange dahinter noch schlimmer getroffen hat, war ein schwacher Trost. Der Mann war zwar rechtzeitig am Flughafen, nur hatte sein Handgepäck ein paar Gramm Übergewicht – ein für den Selbstbedienungsschalter unlösbarer Fall. Deshalb musste sich der Reisende hinter den vielen anderen Reisenden anstellen. Den Rückflug hat auch er versäumt. Dass gerade die LowCost-Airlines ein strenges Regime führen, hat sich noch nicht bei allen Fluggästen herumgesprochen. Die Folgen kann sich jeder ausmalen. Ein Ersatzrückreiseprogramm samt Übernachtung – auf eigene Kosten. Entspannung sieht anders aus. Doch es geht noch schlimmer: Passagiere, die von Graz nach Rhodos fliegen wollten, erzählten der Kleinen Zeitung jüngst, wie das sei, wenn die Maschine aufgrund technischer Probleme nicht abhebt und die betroffene Airline die Passagiere stundenlang ohne Auskunft warten lässt. In den Genuss der verpflichtenden Kostenübernahme für Hotel und Verpflegung kamen nur manche. Ein Problem, das auch Konsumentenschützerin Weiß besser kennt, als ihr lieb ist. Manche Airlines stellen sich gegenüber den Ansprüchen der Kunden (siehe Wissen) taub. „Weil sie davon ausgehen, dass vielen der Aufwand, zu ihrem Recht zu kommen, zu mühsam ist.“